Der Ostsee-Hering gehört laut der Naturschutzorganisation WWF zu den Verlierern des Jahres 2018. Die Bestände des "Brotfischs" der deutschen Küstenfischerei seien in der westlichen Ostsee förmlich eingebrochen, teilte der WWF am 27. Dezember in Berlin mit. Grund seien neben dem hohen Fischereidruck auch schlechte Nachwuchsjahrgänge, die vermutlich auf klimawandelbedingte Veränderungen der Ostsee zurückzuführen sind. "Der Hering wird damit zu einem Symbol der Klimakrise und ihren ökologischen wie ökonomischen Folgen", sagte WWF-Vorstand Eberhard Brandes.

Zu den weiteren Verlierern des Jahres zählen laut WWF die Tapanuli-Orang-Utan, Flussdelfine im Amazonas, Land- und Süßwasserschildkröten und die Mongolischen Saiga-Antilopen. De facto ausgestorben ist in diesem Jahr zudem das Nördliche Breitmaulnashorn. Das letzte Männchen starb im März im Sudan. Zwei weitere weibliche Exemplare sind nicht fortpflanzungsfähig. Letzter Hoffnungsschimmer sei die Anzucht von Embryonen im Labor.

"Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen"

Der Living Planet Report 2018 des WWF stellt den Angaben zufolge einen 60-prozentigen Rückgang der weltweiten Wirbeltierbestände seit 1970 fest. Die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN verbuche mittlerweile fast 27.000 Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Das sei neuer Negativrekord und betreffe fast 30 Prozent aller untersuchten Arten.

"Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen", warnte WWF-Vorstand Eberhard Brandes: "Der Mensch verursacht gerade das größte, globale Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier." Dazu zählten die Klimakrise, Lebensraumzerstörung, Wilderei oder immer mehr Plastikmüll in den Ozeanen. "Ohne vielfältige, vitale Ökosysteme können wir nicht überleben", sagte der WWF-Vorstand.

Laut Brandes gibt es aber auch Hoffnung. So hätten sich dank Fangverboten und weiterer Schutzmaßnahmen Finnwale und die Westpazifischen Grauwale erholt. In Nepal habe sich die Zahl der Tiger beinahe verdoppelt und es gebe wieder mehr Berggorillas. In Deutschland breite sich der Bienenfresser aus und komme auf mehr als 2.000 Paare. Dank aufwendiger Ansiedlungsprojekte kehrten zudem der in Mitteleuropa ausgerottete Waldrapp und in Australien der Tüpfelbeutelmarder in ursprüngliche Lebensräume zurück.