Die Partei beschwöre zwar eine "deutsche Identität substanzhafter Art", sagte Claussen der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Frage man aber, worin die bestehe, komme nichts außer der Auskunft, es werde ein Papier vorbereitet.

Die AfD sei nicht einheitlich. "Die einen Anhänger sind konservativ-katholisch, die anderen kommen aus Thüringen und haben mit dem Christentum nichts am Hut", sagte der Kulturbeauftragte und ergänzte: "Um ihre inhaltliche Leere zu überspielen, nehmen sie die aggressive Abkürzung." Mit der Aussage "Deutsch ist nicht Islam" machten sie es sich dabei "sehr einfach", kritisierte der Theologe.

"Anstrengende" Diskussion

Gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, hatte Claussen Mitte November an einer AfD-Veranstaltung teilgenommen, bei der über kulturelle Integration diskutiert wurde. "Anstrengend" sei die Diskussion gewesen, aber auch eine wichtige Erfahrung, sagte Claussen. Auf die Frage, ob er das Gefühl habe, irgendetwas erreicht zu haben, antwortete er: "Nein, ich glaube nicht."

Dennoch sei es wichtig, für seine Sache zu kämpfen, sagte Claussen. Er kritisierte in dem Zusammenhang auch die Entscheidung des Deutschen Evangelischen Kirchentags, keine AfD-Vertreter auf Podien der Veranstaltung im nächsten Jahr zuzulassen. "Die meisten Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, finden das in dieser proklamatorischen Art nicht sinnvoll", sagte Claussen. Die AfD habe ein Potenzial von etwa 20 Prozent der Bevölkerung. "Diese Menschen werden hierbleiben, die gehen nicht weg. Man muss sich mit ihnen auseinandersetzen", sagte Claussen.

epd