Erstmals sollen in Nordrhein-Westfalen Menschen mit geistiger Behinderung zu Inklusions-Experten an Hochschulen ausgebildet werden. Wie das Institut für Inklusive Bildung NRW am 7. Dezember in Köln mitteilte, werden ab April sechs Menschen mit geistiger Behinderung zu Bildungsfachkräften qualifiziert. Während der dreijährigen Ausbildung sollen die Teilnehmer lernen, Studierenden und Lehrkräften an nordrhein-westfälischen Hochschulen die speziellen Bedarfe und Kompetenzen von Menschen mit Behinderungen zu vermitteln.

Unsicherheiten und Ignoranz abbauen

Ziel sei es, die beiden gesellschaftlich getrennten Welten der hochschulischen Exzellenz und der sogenannten geistigen Behinderungen miteinander zu verbinden, erklärte Claudia Paul vom Institut für Inklusive Bildung NRW. Die Trennung von Menschen mit und ohne Behinderungen im Alltag führe zu Unsicherheit und Ignoranz gegenüber Menschen mit Handicap. "Deshalb wollen wir die Barrieren in den Köpfen überwinden und ein gegenseitiges Verständnis fördern."

Die künftigen Bildungsfachkräfte sollen nach Abschluss des Lehrgangs Seminare, Workshops oder Gruppenveranstaltungen an Hochschulen abhalten. Dabei werden sie von einer pädagogischen Assistenz oder einer hauptamtlichen Lehrkraft unterstützt. Themen werden zum Beispiel Barrierefreiheit oder die Anforderungen an einen inklusionsorientierten Arbeitsplatz sein.

Für den Einsatz der Bildungsfachkräfte sind nach Angaben des Instituts für Inklusive Bildung Kooperationsvereinbarungen mit nordrhein-westfälischen Hochschulen geplant. Um die Bildungsfachkräfte fest anzustellen, sei die Gründung eines Inklusionsunternehmens vorgesehen.

Ähnliches Projekt in Norddeutschland

Gefördert wird das Projekt vom Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und der Kämpgen-Stiftung. Bei der Qualifizierung der Bildungsfachkräfte arbeitet das Institut für Inklusive Bildung NRW mit der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der Technischen Hochschule Köln zusammen.

Ein vergleichbares Projekt gab es bislang nur in Schleswig-Holstein, wo Bildungsfachkräfte schon an Hochschulen tätig sind. Für den neuen Lehrgang zur Bildungsfachkraft in Köln können sich bis zum 18. Januar Beschäftigte von Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) bewerben.