Bonn (epd). Hilfswerke appellieren an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), bei ihren Afrikareisen die Bekämpfung von Hunger in den Mittelpunkt zu stellen. "Die Abwehr von Migration ist aus unserer Sicht nicht die wichtigste Frage, sondern wie es uns gelingen kann, den Menschen im Süden ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu ermöglichen", erklärte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, am 29. August in Bonn. Noch immer hungerten weltweit 815 Millionen Menschen, die meisten von ihnen in afrikanischen Ländern südlich der Sahara und Südasien. Die SOS-Kinderdörfer forderten zudem mehr Einsatz für Bildung.
Die Welthungerhilfe erklärte, sie begrüße die Bemühungen um die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika sowie Projekte zur Förderung von Bildung und Beschäftigung insbesondere für die Jugend. "Trotzdem sollten die am wenigsten entwickelten Länder in der neuen Afrikastrategie besonders im Fokus stehen", sagte Dieckmann. Die Bekämpfung von Hunger und Armut müsse im Mittelpunkt der Gespräche von Merkel und Müller in Afrika stehen.
Die SOS-Kinderdörfer beklagten, dass aktuell rund 1,6 Millionen Kinder in der Sahel-Zone von Unterernährung bedroht seien. Grund sei, dass Dürreperioden im vergangenen Jahr zu massiven Ernteeinbrüchen geführt hätten. "Das Furchtbare an dieser und anderen Katastrophen ist, dass sie vermeidbar wären", sagt der Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin. Er verwies auf den Bürgerkrieg in Nordmali und die Vertreibungen durch die Terrormiliz Boko Haram in Nigeria, die dazu führten, dass etwa Felder nicht bestellt und Verkehrswege nicht gewartet würden.
Zudem halte vor allem mangelnde Bildung Menschen in Armut fest, beklagte die Hilfsorganisation. Häufig würden Jungen und Mädchen von ihren notleidenden Familien zum Arbeiten geschickt, anstatt eine Schule zu besuchen. Die Folge sei auch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit in westafrikanischen Ländern. "Hier muss die internationale Staatengemeinschaft aktiv werden", betonte Yassin. "Nur wenn wir den jungen Menschen in Westafrika helfen, ihre eigene Zukunft zu gestalten, können wir Armutsmigration verhindern."
Entwicklungsminister Müller (CSU) bereist seit der vergangenen Woche unter anderem Eritrea, Äthiopien, Simbabwe, Tschad und Ghana. Am Mittwoch wurde auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Afrika erwartet, die den Senegal, Ghana und Nigeria besucht.