Das nordrhein-westfälische Umweltministerium plant ab dem kommenden Jahr Sonderuntersuchungen zu multiresistenten Keimen und Antibiotika-Rückständen in den landesweiten Badeseen und Flüssen. Bisher lägen kaum Erkenntnisse über eine mögliche Verunreinigung vor, da die EG-Badegewässerrichtlinie keine Untersuchungen dieser Art verlange, erklärte das Ministerium am 31. August in Düsseldorf. Im Rahmen der Sonderuntersuchung würden ausgewählte Badestellen auf klinisch relevante Bakterien mit Resistenzen gegen mehr als zwei Antibiotika-Wirkstoffgruppen geprüft.

Rückstände im Elfrather See und Essener Baldeneysee nachgewiesen

Erste Wassertests wurden laut Ministerium im Juni und Juli an zehn Badestellen in NRW durchgeführt. Von den entnommenen Proben wiesen demnach allein der Elfrather See in Krefeld und Essener Baldeneysee geringe Rückstände eines Darmbakteriums mit Resistenzen gegen drei Antibiotika-Wirkstoffgruppen auf. Alle anderen untersuchten Badegewässer seien unbedenklich, hieß es. Untersucht wurden auch der Aasee in Bocholt, das Bettenkamper Meer in Moers, die Bruchertalsperre in Marienheide und den Eiserbachsee in Simmerath sowie den Fühlinger See in Köln, den Weserbogen bei Porta Westfalica, das Naturfreibad Heil in Bergkamen und das Seebad Haltern.

Die am Elfrather See und Baldeneysee gefundenen multiresistenten Bakterien könnten Infektionen beim Menschen auslösen und seien aufgrund ihrer Resistenzen schwer zu behandeln, erklärte der Leiter des beauftragten Hygiene-Instituts des Universitätsklinikums Bonn, Martin Exner. "Die gefundenen Mengen waren aber so niedrig, dass gesunde Menschen keiner Gefahr ausgesetzt waren", betonte er. Bei weiteren Probezyklen seien an den zwei Seen keinerlei Auffälligkeiten gefunden worden.

Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) nannte das "erfreuliche Zwischenergebnisse". Die Gewässerbelastungen durch multiresistente Keime hätten für sie weiter Priorität. Nach der Auswertung die letzten Probenahmen in den vergangenen Tagen würde in Zusammenarbeit mit dem Hygiene-Institut in Bonn ein Gesamtbericht erstellt, der Grundlage für die Sonderuntersuchungen ab 2019 sein soll, kündigte die Ministerin an: "Wir müssen die potenziellen Ursachen identifizieren und Eintragsquellen reduzieren."

Gewässeruntersuchen im Auftrag des WDR und des NRW-Landesverbandes des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatten im Frühjahr multiresistente Keimen in der Ruhr und Gewässern in den Kreisen Borken und Viersen nachgewiesen. Die jeweils beauftragten Wissenschaftler der Universität Bochum vermuteten, dass die Keime aus Krankenhausabwässern, Kläranlagen oder der Landwirtschaft stammen. Mediziner gehen davon aus, dass resistente Keime in Gewässern für gesunde Menschen kein Risiko darstellen, für immungeschwächte Menschen aber gefährlich werden können.