Der Aachener Friedenspreis ehrt in diesem Jahr Friedensarbeit in Kolumbien und Satireaktionen gegen Rüstungskonzerne und soziale Missstände. Die jeweils mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 1. September an die kolumbianische Menschenrechts- und Entwicklungsorganisation "Concern Universal Colombia" und das Berliner Aktivistenkollektiv "Peng!" verliehen.

Protest "nach wie vor unverzichtbar und wichtig"

Das "Peng!"-Kollektiv verstehe es auf originelle Weise, "mit seinen satirischen, subversiven und grenzüberschreitenden Aktionen den Finger in die Wunde zu legen und uns die Verflechtungen zwischen der globalen und der lokalen Ebene zu erklären", sagte Christoph Kriescher, Vorstandsmitglied des Aachener Friedenspreis-Vereins, bei der Preisverleihung in der Aachener Aula Carolina. Die Gründer von "Concern Universal Colombia", Siobhan McGee und Jaime Bernal-Gonzales, würdigte er für ihren Einsatz für Frieden und Menschenrechte in Kolumbien.

Auch 30 Jahre nach der Verleihung des ersten Aachener Friedenspreises seien Widerstand und Protest "nach wie vor unverzichtbar und wichtig", betonte Vorstandsmitglied Kriescher. Während 1988 noch ganz im Zeichen des Ost-West-Konflikts gestanden habe, gebe es heute neue Herausforderungen wie die globale Klimakatastrophe oder eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich.

Aussöhnung verfeindeter Bevölkerungsgruppen in Kolumbien

Die Organisation "Concern Universal Colombia" wurde in den 1980er Jahren von der walisischen Entwicklungshelferin Siobhan McGee und dem kolumbianischen Lehrer Jaime Bernal ins Leben gerufen. Sie betreibt den Aufbau von Kleinstbetrieben, Kinderbetreuung und Seniorenbildung sowie politische Bildung zum Thema Menschenrechte. Inzwischen ist das Projekt nach eigenen Angaben mit fast 100 Mitarbeitern in vielen Stadtteilen von Ibagués und in der gesamten Provinz Tolima aktiv.

Ein neuer Schwerpunkt sei inzwischen die Arbeit mit indigenen Gruppen im Süden der Provinz, hieß es. Programmleiter Jaime Bernal-Gonzales beteiligt sich darüber hinaus am Friedensprozess zwischen Regierung und Rebellen. Ziel der Projekte sei es, Bürgerkriegsflüchtlinge besser zu integrieren und die Aussöhnung verfeindeter Bevölkerungsgruppen zu fördern, erklärte Bernal-Gonzales in Aachen.

Das Künstler- und Aktivistenkollektiv "Peng!" wurde für seine "mutigen, kreativen und humorvollen Aktionen im Internet und in den Medien" geehrt. Die Mitglieder infiltrieren Veranstaltungen mit falschen Identitäten und starten fake-Kampagnen. Damit wollten sie Ungerechtigkeiten anprangern und zu zivilem Ungehorsam ermuntern, sagte "Peng!"-Aktivist Conny Runner. Ein großer Schwerpunkt liege dabei auf Friedensthemen.

Unter anderem verbreitete das Kollektiv im Namen des Bundesarbeitsministeriums eine Entschuldigung für die Hartz IV-Gesetze. Es verkündete den Rückruf aller Heckler & Koch-Waffen in den USA und warnte auf einer der Bundeswehr-Werbeseite nachempfundenen Website vor den Gefahren deutscher Auslandseinsätze. An einen Rüstungsmanager verliehen "Peng!"-Aktivisten den Friedenspreis der Waffenindustrie.

Fiktive Kampagnen gegen soziale Ungerechtigkeit

Das Berliner Aktivistenkollektiv "Peng!" bemängelt zu viel zivilen Gehorsam in der Gesellschaft. Mit ihren fiktiven Kampagnen und satirischen Aktionen wollten die Mitglieder soziale Missstände anprangern und zu zivilem Ungehorsam ermuntern, sagte "Peng!"-Aktivist Conny Runner am 1. September in Aachen. So rief das Kollektiv mit der Kampagne "Deutschland geht klauen" beispielsweise dazu auf, Billigwaren in Supermärkten zu stehlen und stattdessen die Gewerkschaften der Produzenten im globalen Süden zu bezahlen. Auch Rüstungsexporte waren bereits Thema von "Peng!"-Aktionen.

"Wenn mehr Menschen so mutig wären wie das 'Peng!'-Kollektiv und sich so für Chancen, Rechte und friedlichen Zusammenleben ihrer Mitmenschen stark machen würden wie Siobhan McGee und Jaime Bernal-Gonzales, hätte die Menschheit weniger Probleme", sagte Lea Heuser von Friedenspreis-Verein.

Seit 30 Jahren ehrt das Bündnis "Aachener Friedenspreis" am 1. September Einzelpersonen und Initiativen, die sich von unten für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Der Aachener Friedenspreis sei im 31. Jahr seiner Gründung leider immer noch nötig, denn in der Welt herrsche sehr viel Unfriede, sagte Heuser. Mit der Preisverleihung wolle das Bündnis aus etwa fünfzig gesellschaftlichen Gruppen und 350 Einzelpersonen mehr Menschen zu zivilem Ungehorsam motivieren und demonstrieren, dass sich der Einsatz für den Frieden lohnt.