Er erscheint in grauer Kapuzenjacke, weißes Polo-Shirt darunter, schwarz-orangene Baseballkappe auf dem Kopf. Auf dem Podium ergreift Otto als erster das Mikrofon und fragt bühnenerprobt: "Hört man mich?", um gleich eine Korrektur anzuweisen: "Zu dumpf, das muss brillanter sein." Otto Waalkes will auch auf ungewohnter Bühne brillieren, er stellt am 24. April im Caricatura-Museum in Frankfurt am Main eine Ausstellung seiner Gemälde vor.

"Otto - Die Ausstellung" heißt die Schau puristisch, die das Museum für Komische Kunst anlässlich des 70. Geburtstags des Komikers am 22. Juli präsentiert. "Man glaubt es kaum", spielt Museumsleiter Achim Frenz auf Ottos Alter an - der lüftet die Kappe und streicht zum Beweis über die Glatze oberhalb der blonden Locken. Mehr als 200 Zeichnungen und Gemälde des durch seine Bühnenshows, Fernsehauftritte und Filme bekannten Künstlers sind vom 26. April bis 2. September zu sehen.

"Die Zeichnerei und Malerei war stets ein Teil von Otto", erläutert Frenz die weniger bekannte Seite des Künstlers. Und auch die hat ihren komischen Schlag: "Jede Leinwand tränkt er vor dem Malen in Ostfriesentee." Das ist kein Witz, Otto bestätigt die Technik: Zuerst fertige er eine Zeichnung an, dann verleihe er der Leinwand mit dem Tee eine braune Patina, und darauf schichte er die Ölfarben. "Das Resultat macht unheimlich Spaß, es ist wie ein neues Gitarrenstück", schwärmt Waalkes.

Otto und Cézanne

Seine Gemälde sind wie ein Durchgang durch die Bildende Kunst des 19. und vor allem 20. Jahrhunderts. Otto ahmt die Meister und ihre Motive nach - Caspar David Friedrich, Johann Heinrich Füssli, Paul Cézanne, Edvard Munch, Pablo Picasso, Franz Marc, Paul Gauguin, Roy Lichtenstein - und verändert sie: Er setzt sich selbst in praktisch jedes Bild, meist als Ottifant, die kleine Elefantenkarikatur, der Versuch eines Selbstporträts als Schüler, manchmal mit menschlichem Antlitz. In einem Porträt Marilyn Monroes, das ihre Pose aus der berühmten Szene des Films "Das verflixte siebte Jahr" abbildet, wird klar, warum Monroes Kleid hochfliegt: Zwei Ottifanten pusten kräftig von unten.

Auch das Motiv von Munchs Gemälde "Der Schrei" wird in Ottos Nachempfindung offenbar: Die Person im Hintergrund mit schwarzer Sonnenbrille und Gitarre erinnert an Heino, während die Hauptfigur im Vordergrund mit Ottos Baseballkappe sich die Ohren zuhält und schreit. Otto kann aber nicht nur gegen andere austeilen, sondern auch selbstironisch sein. In seinem der Popart nachempfundenen Gemälde "Fünf kleine Ottifanten" sitzt eine Blondine am aufgeklappten Flügel, an der Wand ein Bild mit zwei rüsselküssenden Ottifanten. Die scheinbar friedliche junge Dame singt in der Sprechblase: "Fünf kleine Ottifanten spielten gern Klavier, ich hab die Klappe zugeknallt, da warn es nur noch vier."

"Form der Verehrung"

"Die Parodie ist die aufrichtigste Form der Verehrung", begründet Waalkes seine Vorgehensweise. Seit Beginn dieses Jahrzehnts male er mehr, weil eine Udo-Lindenberg-Galerie ihn dazu aufgefordert habe. Ist doch der Altrocker, ein WG-Genosse Ottos in Hamburger Studienzeiten, selbst erfolgreich unter die Maler gegangen. "Das Malen macht Spaß", sagte Waalkes. Rund 650 Bilder habe er inzwischen geschaffen, meist mit Acryl. Die Verwendung oder Verschwendung von Tee als Malgrund nähmen die Ostfriesen nicht übel, "die finden es gut".

Zu Frankfurt hat der Künstler eine besondere Beziehung: Die Satiriker der "Neuen Frankfurter Schule" Bernd Eilert, Robert Gernhardt und Pit Knorr schrieben Texte und Drehbücher für ihn. "Ich vermisse Robert sehr, deshalb bin ich auch etwas traurig hier", erinnert Waalkes an den verstorbenen Dichter und Zeichner. Als sein Künstlervorbild hat er einen der ganz Großen gewählt: "Ich bin ein Rembrandt-Fan, aber dass Rembrandt arm gestorben ist, gefällt mir nicht so sehr." Das ist im Fall des nun auch als Maler erfolgreichen Komikers nicht zu befürchten.