Pflegende Angehörige rufen die zinslosen Darlehen des Bundes für die Finanzierung der Familienpflegezeit kaum ab. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit nur 181 neue Darlehen bewilligt, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Im Haushaltsjahr 2017 seien insgesamt rund 756.000 Euro für 311 laufende Darlehensverträge ausgegeben worden. Nach einem Bericht der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post", die zuerst über die Zahlen berichtet hatte, waren im Haushalt aber 8,1 Millionen Euro veranschlagt.

Nach Angaben des statistischen Bundesamts werden etwa 1,4 Millionen Pflegebedürftige von ihren Angehörigen versorgt. Pflegende Familienmitglieder haben einen Rechtsanspruch auf eine zehntägige Auszeit, in der die Pflegeversicherung ein Unterstützungsgeld zahlt, sowie eine bis zu sechsmonatige Freistellung von der Arbeit. Seit 2015 können sie zur Finanzierung dieser Pflegezeit ein zinsloses Darlehen beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben beantragen.

"Die große Koalition muss sich eingestehen, dass dieses Pflege-Darlehen keine Wirkung entfaltet", sagte die Haushaltsexpertin der Grünen, Ekin Deligöz, der "Rheinischen Post". "Man wollte gezielt Pflegenden helfen, hat sich aber für eine Spar-Variante entschieden, die gefloppt ist." Sie sprach sich stattdessen für die Einführung einer dreimonatigen Pflegzeit mit Lohnersatz aus.

Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte die Zahlen zu den bewilligten Darlehen als "Desaster". Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), pflegende Angehörige erlebten eine "staatliche Wüste". Zudem stiegen die Kosten der Pflegeheimbewohner. "Gefordert sind jetzt Realismus und ein Hundert-Tage-Sofortprogramm für die Pflege", forderte Brysch.