Auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) werden 48 Gotteshäuser nicht mehr offiziell genutzt, das ist etwa jede hundertste Kirche. Mit 37 sei der größte Teil der betroffenen Kirchen wegen Baufälligkeit gesperrt, sagte eine EKM-Sprecherin in Erfurt. Angesichts schrumpfender Mitgliederzahlen und der Betreuung von mehreren Kirchspielen durch einen Pfarrer werde inzwischen an vielen Orten über eine Umwidmung nachgedacht. Seit 1990 seien aber erst zehn Kirchen auf EKM-Gebiet verkauft worden, hieß es aus dem Landeskirchenamt.

In Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) sucht die EKM seit 2016 intensiv nach Nutzungsalternativen für ihre Kirchen. Im Projekt "Querdenker" wurden dazu 2017 die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs präsentiert. Einige der Vorschläge - von der Kletter- bis zur Herbergskirche, vom Bienendomizil bis zum Sozialkaufhaus - wurden bereits realisiert oder befinden sich in der Planungsphase. Von den etwa 4.000 Kirchen und Kapellen der EKM - das ist etwa jedes fünfte protestantische Gotteshaus in Deutschland - musste 2016 allein die sogenannte Schwarzburger Kirche im südthüringischen Neustadt wegen Baufälligkeit abgerissen werden.

Das Problem leerstehender Gotteshäuser beschäftigt indes Gemeinden in ganz Deutschland. Es ist aber je nach Region unterschiedlich ausgeprägt, ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In fast allen Landeskirchen mussten demnach schon Kirchen aufgegeben werden.

Nach Angaben der Evangelischen Kirche im Rheinland, der zweitgrößten evangelischen Landeskirche, wurden zwischen 2008 und 2018 rund 150 Kirchen entwidmet - ungefähr jede zehnte. Das ist der absolute Spitzenwert in ganz Deutschland. Die mitgliederstärkste Landeskirche der EKD, die Landeskirche Hannover, musste seit 2002 insgesamt 19 Kirchen verkaufen, vermieten oder abreißen lassen. Damit belegt sie unter den westlichen Landeskirchen Platz zwei.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist zum 1. Januar 2009 aus dem Zusammenschluss der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen mit der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen entstanden. Das Gebiet der EKM umfasst von der Altmark bis nach Sonneberg und von Eisenach bis Altenburg vor allem Regionen in Thüringen und Sachsen-Anhalt, aber auch in Brandenburg und Sachsen. Insgesamt hat sie etwa 700.000 Mitglieder. Bei der Gründung vor zehn Jahren waren es noch gut 900.000 Mitglieder.