Chemnitz (epd). Das sächsische Chemnitz hat sich gezeigt: Seit Mitte Januar hat Europas Kulturhauptstadt 2025 ein vielfältiges Programm mit mehr als 2.000 Veranstaltungen geboten. Musik und Kunst zogen mehr als zwei Millionen Menschen an. Begeisterung lösten auch zahlreiche Festivals aus. Gäste schwebten sogar Tango tanzend durch die Stadt.

Die kaufmännische Geschäftsführerin der Chemnitz 2025 gGmbH, Andrea Pier, zieht eine überaus positive Bilanz zur Kulturhauptstadt: „Es hat sich in Chemnitz eine große Begeisterung und auch Stolz auf die eigene Stadt entwickelt.“ Viele tausend Menschen hätten bei dem großen Projekt Kulturhauptstadt Europas mitgemacht und ihren Teil beigetragen.

„Diese Begeisterung hat einiges bewegt“, sagt Pier. Das hätten auch die zahlreichen Touristinnen und Touristen gespürt. Das Kulturhauptstadtjahr Chemnitz 2025 war am 18. Januar eröffnet worden. Es stand unter dem Motto „C the Unseen“ und wollte in Chemnitz und 38 Kommunen der Region zuvor weniger Sichtbares hervorholen.

Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) resümiert: „Chemnitz und die gesamte Region sind 2025 spürbar zusammengewachsen und offener geworden.“ Viele Menschen hätten erlebt, „wie viel möglich ist, wenn Kultur nicht nur konsumiert, sondern gemeinsam geschaffen“ werde.

Energie der Stadtgesellschaft

„Zu den größten Höhepunkten gehörte für mich die Energie, die aus der Stadtgesellschaft selbst heraus entstanden ist“, sagt Schulze. Das Programm habe gezeigt, „wie selbstverständlich und selbstbewusst Chemnitz Gastgeberin Europas sein kann“. Nachbarinnen und Nachbarn hätten gemeinsam neue Orte geschaffen und ein ganz eigenes „Wir“ entwickelt. Das habe ihn sehr bewegt. Ein starkes Zeichen seien auch die rund 1.300 Freiwilligen aller Altersgruppen gewesen.

Chemnitz sei deutschland- und europaweit als kreativer, freundlicher und moderner Ort wahrgenommen worden. „Diese Mischung aus Selbstbewusstsein nach innen und neuer Wahrnehmung nach außen ist eine der größten Entwicklungen dieses Jahres“, findet Schulze. Der europäische Geist sei im Alltag spürbar geworden - nicht zuletzt bei Begegnungen mit Gästen und internationalen Kooperationen.

Kritik wurde immer wieder wegen offenbar fehlender Stars und Großevents geäußert. Schulze sagt dazu: „Manche Erwartungen an große Einzelereignisse waren sehr hoch und hätten den eigentlichen Ansatz eines dezentralen Kulturjahres fast überlagert.“ Es habe sich jedoch gezeigt: „Die Stärke lag nicht im Spektakel, sondern in der nachhaltigen Wirkung in den Stadtteilen und Projekten.“

Kunstausstellungen besonders erfolgreich

Äußerst erfolgreich waren die Ausstellungen der Kunstsammlungen Chemnitz. Mehrere zehntausend Gäste zogen unter anderem „European Realities“ und „Edvard Munch. Angst“ an. Generaldirektorin Florence Thurmes sagt: „Chemnitz konnte sein überregionales Image spürbar verbessern.“ Viele Gäste seien zum ersten Mal in der Stadt gewesen. Der Kunst- und Skulpturenweg „Purple Path“ der Kulturhauptstadt 2025 habe zudem die Aufmerksamkeit auf die gesamte Region gelenkt.

Verändertes Selbstbild

Auch die Kirchen in Chemnitz ziehen eine positive Bilanz: Nach Ansicht der Kulturkirchen-Beauftragten Ulrike Lynn hat sich das Selbstbild der Menschen in der Kulturhauptstadtregion positiv verändert. Viele hätten gemerkt, „dass ihr Mitwirken tatsächlich Einfluss auf den Alltag und das gemeinsame Leben hat“. Dies gehöre „zu den wertvollsten Veränderungen“ dieses Jahres.

Kritisch sieht Generaldirektorin Thurmes die Gleichzeitigkeit zahlreicher Formate. Dies habe an einigen Stellen zu Überlagerungen geführt. Nicht alle Vorhaben und Kooperationen hätten die Sichtbarkeit erhalten, die sie inhaltlich verdient hätten, sagt sie.

Jedoch habe sich die Haltung vieler Einheimischer positiv verändert: „Wer 2024 noch eher skeptisch auf das Kulturhauptstadtjahr blickte, zeigt sich heute offen und oft sogar begeistert davon, welche verbindende Kraft Kultur entfalten kann.“ Das Verlangen nach Kunst und Kultur sei sehr groß.