Essen, Hannover (epd). Die diesjährigen kirchlichen Fastenaktionen sind am 9. März mit Gottesdiensten in Essen und Hannover eröffnet worden. Die evangelische Kirche stellte in ihrer siebenwöchigen Kampagne das Durchatmen angesichts der niederdrückenden Weltlage und Zukunftsängsten in den Fokus. Die katholische Kirche sammelt unter dem Motto „Auf die Würde. Fertig. Los!“ Spenden für die Minderheit der Tamilen in Sri Lanka, die dort oft unter harten Bedingungen auf Teeplantagen arbeiten.
In der Fasten- oder Passionszeit erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu Christi und bereiten sich auf Ostern vor. Sie beginnt mit dem Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Die evangelische Fastenaktion steht in diesem Jahr unter dem Titel „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister rief dazu auf, in einer von Kriegen und Krisen erschütterten Zeit auch das Gute zu sehen. „Jeden Tag können wir eine Geschichte des Weltuntergangs erzählen. Und jeden Tag können wir eine Geschichte der Weltrettung erzählen, auch dafür gibt es unzählige Möglichkeiten“, sagte er in seiner Predigt in der Nienburger Kirche St. Martin. Der Gottesdienst wurde live im ZDF übertragen.
„Hetzen kurzatmig durch Sphäre der Ungewissheit und Angst“
Meister, der Botschafter der Fastenaktion ist, sagte, unsere Gesellschaft befinde sich angesichts einer sich überstürzenden Weltlage im Dauerstress. „So vibriert unsere ganze Gesellschaft in einer Unruhe. Kurzatmig hetzen wir durch diese Sphäre der Ungewissheit und Angst.“ Die Fastenaktion „7 Wochen ohne“ wurde 1983 gegründet.
Das katholische Hilfswerk Misereor eröffnete seine jährliche Fastenaktion mit einem Gottesdienst in Essen. Das Motto der Fastenaktion erinnere an die Würde des Menschen, sagte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Antonius, der live im ARD-Fernsehen übertragen wurde. „Es geht um die Menschenwürde aller, es geht um die Würde einer guten Arbeit, es geht um die Würde, die sich in den Menschenrechten kundtut.“
Es gebe Menschen, die glaubten, in einem goldenen Zeitalter zu leben. „Doch das kommt nicht“, sagte der Bischof. „Wir leben in einem Zeitalter der armen, der hungrigen, der leidenden, der vom Krieg entrechteten, der gefolterten Menschen.“ Er rief dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass nicht das Recht des Stärkeren, sondern die Stärke des Rechts gewinnt. „Wir leben nicht in Zeiten von ‚Deals‘, sondern in Zeiten von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“, betonte er. „Für jeden gibt es eine Würde.“
Misereor sammelt Spenden für Tamilen
Während der Fastenaktion bis Ostern informiert Misereor über seine Projektarbeit in weltweit 84 Ländern und bittet um Spenden. Die ethnische Gruppe der Hochlandtamilen besteht den Angaben zufolge aus den Nachfahren von Arbeitern, die im 19. und 20. Jahrhundert im Zuge der britischen Kolonialherrschaft aus Indien nach Sri Lanka geholt worden sind. Viele lebten in kleinen, beengten Wohnungen auf den Plantagen. Die Bezahlung als Teepflücker und -pflückerinnen sei schlecht, die Arbeitsbedingungen seien hart.
Zudem fehlten ihnen Möglichkeiten, ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen, hieß es weiter. Auch mangele es an politischer Teilhabe, der Zugang zu staatlichen Sozialleistungen sei stark erschwert. Vielerorts fehlten sauberes Trinkwasser, Gesundheitsversorgung und sanitäre Einrichtungen.