Hannover (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat sich enttäuscht gezeigt über die jüngsten Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in der evangelischen Kirche. Auf der mittleren Leitungsebene sei der Frauenanteil seit 2015 um nur zehn Prozentpunkte von 21 auf 31 Prozent angestiegen, schreibt Fehrs im Grußwort des am 7. März veröffentlichten zweiten Gleichstellungsatlas des Studienzentrums der EKD für Genderfragen.

Die mittlere Ebene betrifft Leitungsämter in Kirchenkreisen, Propsteien und Dekanaten. Der geringe Anstieg des Frauenanteils sei „keine erfreuliche Botschaft und zeigt einmal mehr, dass Fragen von Gleichstellung und Vielfalt stärker in den Fokus rücken müssen“, betonte Fehrs. „Die neu vorgelegten Zahlen und Fakten sollten als Ansporn verstanden werden, im Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit auf keinen Fall nachzulassen.“

Je höher die Hierarchieebene, desto niedriger der Frauenanteil

Beim ehrenamtlichen Leiten zeigt sich nach Angaben des Studienzentrums eine bekannte Tendenz: Je höher die Hierarchieebene, desto niedriger der Frauenanteil. Lediglich die Synoden der EKD sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) seien hiervon ausgenommen.

Im Pfarrberuf gleiche sich das Geschlechterverhältnis weiter an, teilte das Studienzentrum mit. Unter Theologiestudierenden betrage der Frauenanteil 61 Prozent, im Vikariat 52 Prozent. In der Berufsgruppe Kirchenmusik seien Frauen dagegen deutlich unterrepräsentiert, insbesondere in den höher dotierten Vollzeitstellen. Bei den A-Stellen in Vollzeit liege der Frauenanteil bei 24 Prozent.

Der zweite Atlas zur Gleichstellung in der evangelischen Kirche aktualisiert die Daten der ersten Ausgabe von 2015. Den Angaben zufolge wurden zudem neue Felder wie die Kirchenmusik in den Blick genommen. Zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt soll demnächst ein Ergänzungsband erscheinen.