Bonhoeffer
Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer war Mitbegründer der Bekennenden Kirche und Widerstandskämpfer während des Nationalsozialismus. 1943 wurde er verhaftet und 1945 hingerichtet. Das zähe Epos „Bonhoeffer“ hat mit dieser Biographie im Wesentlichen nur die Lebensdaten gemein. Dramaturgisch verworren und in einem zunehmend unerträglich predigthaften Ton inszeniert Regisseur Todd Komarnicki seinen Helden (Jonas Dassler) als eine Art Heilsbringer, verliert sich in pathosgeladenen Kitsch und verzichtet auf jegliche Einordnung. Damit spielt der Film auch evangelikalen und rechtsextremen Kreisen in den USA in die Hände, die die Biographie Bonhoeffers in den letzten Jahren für ihre Ideologie missbrauchten und verdrehten. Die Nachfahren der Geschwister Bonhoeffers zeigten sich in einem offenen Brief entsetzt über den Umgang mit dem Vermächtnis des Theologen. Mittlerweile haben sich auch eine Reihe von Mitwirkenden, darunter die deutschen Schauspieler Jonas Dassler, August Diehl und Moritz Bleibtreu, „tief besorgt“ über eine missbräuchliche Verwendung des Films gezeigt.
Bonhoeffer (USA, Irland, Belgien 2024). Regie und Buch: Todd Komarnicki. Mit: Jonas Dassler, Moritz Bleibtreu, August Diehl, David Jonsson, Flula Borg. Länge: 133 Min.
Für immer hier
Die brasilianische Politikergattin Eunice Paiva (Fernanda Torres) führt 1971 ein harmonisches Familienleben in Rio de Janeiro. Eines Tages wird ihr Mann (Selton Mello) vom Militärregime aufgrund seiner oppositionellen Haltung verhaftet. Plötzlich steht Eunice mit ihren fünf Kindern alleine da. Unermüdlich versucht sie nun, Informationen über den Verbleib ihres Mannes zu bekommen. Auch Jahre später, als er längst für tot erklärt wurde, hört sie nicht auf und setzt sich zudem für die Hinterbliebenen anderer Opfer der Diktatur ein. Der einfühlsam erzählte Film von Walter Salles basiert auf wahren Begebenheiten und wurde in Brasilien als wichtige Aufklärungsarbeit über die Zeit der Militärdiktatur gefeiert. Fernanda Torres erhielt einen Golden Globe, zudem wurde der Film mit dem Oscar als bester internationaler Film ausgezeichnet.
Für immer hier (Brasilien, Frankreich 2024). Regie: Walter Salles. Buch: Murilo Hauser, Heitor Lorega. Mit: Fernanda Torres, Selton Mello, Fernanda Montenegro, Valentina Herszage. Länge: 138 Min. Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit.
Ein Tag ohne Frauen
An einem Herbstmorgen 1975 geriet Island zum Stillstand, weil 90 Prozent der isländischen Frauen ihre Arbeit niederlegten und sich auch weigerten, im Haushalt zu arbeiten, zu kochen oder sich um die Kinder zu kümmern. Zum 50. Jahrestag dieses großen „Frauenstreiks“, der die Gleichstellung von Frau und Mann in Island maßgeblich voranbrachte, erinnern sich Beteiligte an die damaligen Geschehnisse. In der Rekonstruktion der Ereignisse setzt der Dokumentarfilm mehr auf Atmosphäre als auf größere Analyse, schafft es aber, die Geschichte als positives Beispiel weiblicher Emanzipation erlebbar zu machen.
Ein Tag ohne Frauen (Island/USA 2024). Regie und Buch: Pamela Hogan. Länge: 71 Min.
Köln 75
Zahlreiche Legenden ranken sich um das „Köln Konzert“, das der Jazzpianist Keith Jarrett 1975 in der Kölner Oper gab und dessen Livemitschnitt als das meistverkaufte Jazz-Soloalbum aller Zeiten gilt. Der Spielfilm „Köln 75“ eröffnet nun eine neue Perspektive. Im Mittelpunkt steht die 18-jährige Vera Brandes (Mala Emde), die das Konzert trotz extrem erschwerter Umstände organisierte. Mit fiktionalen Elementen ausgeschmückt bietet der Film eine sympathische Sicht auf die Ereignisse und die Menschen hinter dem Konzert. Dabei kommt der Film vollständig ohne die Originalmusik aus, da Keith Jarrett dem Konzert eher kritisch gegenübersteht und, anders als Vera Brandes, mit dem Film nichts zu tun haben wollte. Dennoch gelingt es, Faszination für seine Musik zu wecken. Der Film erzählt auch von weiblicher Emanzipation und gibt mit positiver Verspieltheit ein Gefühl für den Zeitgeist der 70er-Jahre.
Köln 75 (Belgien, Polen, Deutschland 2024). Regie und Buch: Ido Fluk. Mit: Mala Emde, John Magaro, Alexander Scheer, Ulrich Tukur, Jördis Triebel. Länge: 110 Min.
Der Prank - April, April!
Nach den Thrillern „Schläfer“ und „Der Räuber“ wagt sich Benjamin Heisenberg in „Der Prank - April April“ an ein neues Genre. Die Gangsterkomödie dreht sich um die spannenden Erlebnisse von Lucas (Noèl Gabriel Kipp) und seinem chinesischen Austauschschüler Xi Zhou (Max Zheng). Als ein Aprilscherz von Xi anders als gedacht verläuft, befinden sich die beiden Schüler plötzlich mit einem Pizza-Karton voller Geld inmitten einer Mafia-Verschwörung, aus der sie herauskommen müssen. Dabei bedient sich der Film Genre-Motiven ebenso wie popkulturellen Elementen. Gemeinsam mit Co-Autor Peer Klehmet sorgt Benjamin Heisenberg für einen gelungenen Familienfilm voller Action, schrulliger Figuren und Meta-Kommentaren.
Der Prank - April, April! (Deutschland 2024). Regie: Benjamin Heisenberg. Buch: Benjamin Heisenberg, Peer Klehmet. Mit: Noèl Gabriel Kipp, Max Zheng, Maimouna Mbacke, Mehdi Nebbou, Laura Tonke. Länge: 91 Min.