Dakar, Bamako (epd). Diesen Machtkampf haben zunächst die Militärregierungen im Sahel gewonnen: Mehrere westliche Bergbaufirmen haben in den vergangenen Monaten ihre Produktion in Mali, Niger und Burkina Faso drastisch zurückgefahren - oder teils komplett einstellen müssen. Als Teil ihrer Strategie für mehr nationale Souveränität setzen die Militärregierungen der westafrikanischen Länder ihre Forderung nach mehr Teilhabe konsequent um. „Damit das Gold für die Malier glänzt“, formulierte es Malis Übergangspräsident Assimi Goïta. Denn die Staatskassen sind leer und der wirtschaftliche Druck durch internationale Sanktionen hoch.
Neue Bergbaugesetze, höhere Steuerzahlungen und größere Eigentumsanteile: Um ihr Vorhaben durchzusetzen, greifen die Militärjuntas mitunter zu drastischen Mitteln. So beschlagnahmte Malis Militärregierung Mitte Januar die Goldbestände der kanadischen Firma Barrick Gold und erließ einen Haftbefehl gegen Geschäftsführer Mark Bristow wegen angeblicher Geldwäsche.
Französischem Konzern Schürfrechte entzogen
Im Falle von Barrick Gold, das dort fast 14 Prozent seiner jährlichen Produktion insgesamt erwirtschaftet, belaufen sich die Zahlungsforderungen der Militärjunta auf mehrere hundert Millionen Dollar. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung bestätigte, muss die Arbeit im Loulo-Gounkoto-Bergbaukomplex nahe der Grenze zu Senegal vorerst ausgesetzt werden.
Damit macht die malische Regierung eine Drohung wahr, die bereits seit längerem im Raum stand. Medienberichten zufolge wurde in dem Zuge Gold im Wert von bis zu 245 Millionen US-Dollar beschlagnahmt. Im Niger entzog die Junta dem französischen Nukleartechnikkonzern Orano die Schürfrechte für Uran, und in Burkina Faso darf das australische Unternehmen Sarama Resources kein Gold mehr fördern.
Es sind Entwicklungen, die Hand in Hand gehen mit dem Rauswurf westlicher Militärs und der Abwendung von regionalen Bündnissen wie der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas). Das Streben nach neuen Partnern, die - so lautet die Argumentation - Interessen und Souveränität der drei Sahel-Länder mehr achten, war Kern der Begründung, mit der Mali, Burkina Faso und Niger geschlossen aus Ecowas austraten. Der Schritt wurde am 29. Januar rechtsgültig. Zugleich gründeten sie ein eigenes Bündnis, die Allianz der Sahel-Staaten (AES).
Viele Rohstoffe - arme Länder
Die Ecowas reagierte auf den Austritt mit scharfen Sanktionen - unter anderem mit der Schließung der Land- und Luftgrenzen, dem Einfrieren von Konten sowie der Aussetzung von Finanzhilfen und Handelsgeschäften. Die Folgen für die ohnehin wirtschaftlich angeschlagenen Länder sind verheerend. Denn während die drei Sahel-Staaten zwar enorme Rohstoffvorkommen beherbergen, zählen sie zugleich zu den ärmsten Ländern der Welt.
Insbesondere das Potenzial des Bergbausektors soll daher besser ausgeschöpft werden - auch, um die militärischen Ziele der drei Militärregierungen zu finanzieren, die sich in einem Krieg gegen zahlreiche islamistische und weitere bewaffnete Gruppen befinden, in dem die Zivilbevölkerung immer wieder zwischen die Fronten gerät. Von den neuen Partnerschaften profitieren vor allem China und Russland. Das chinesische Unternehmen Ganfeng Lithium begann im Dezember mit der Extraktion von Lithium im Süden Malis. Der Niger hat russische Bergbauunternehmen eingeladen, seine Bodenschätze zu erkunden.
Geld für russische Söldner
Die Aufrüstung der Armeen, aber auch die Allianzen Malis und Nigers mit der russischen Söldnergruppe Wagner, die sich inzwischen Afrikakorps nennt, sind kostspielig für die Regierungen. Laut Recherchen der Zeitung „Jeune Afrique“ gab es vor allem in Bamako wiederholt Schwierigkeiten, die Moskauer Dienste zu bezahlen. Den Einnahmen aus den Minen fällt dahingehend eine entscheidende Rolle zu. Darunter auch die drei Tonnen Gold der Firma Barrick Gold - nun sicher verwahrt in den Tresoren der staatseigenen Banque Malienne de Solidarité (BMS).