Bayreuth (epd). Was heute Social Media ist, waren vor 500 Jahren Lieder: Laut Forschern hatten Lieder an der Schwelle zur Neuzeit eine ähnliche Funktion wie heute soziale Netzwerke im Internet. Bei den Liebesliedern des 15. und 16. Jahrhunderts handele es sich um Stücke, die sehr eng in soziale Zusammenhänge eingebunden waren, sagte Cordula Kropik vom Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik an der Universität Bayreuth laut Mitteilung am 2. Januar.
Als solche gehörten sie jeweils der Gemeinschaft, die sie verwendet habe. „Das heißt, sie wurden oft nicht nur in Gruppen rezipiert - gehört, gesungen, getanzt -, sondern dürften zumeist auch gemeinschaftlich produziert worden sein.“ Die Lieder an der Schwelle zur Neuzeit könnten damit in den Zusammenhang einer kollektiven Praxis gestellt werden, hieß es weiter: „Sozusagen nach dem Prinzip post, like and share“. Kropik ergänzte: „In diesem Sinne könnte man sie als Social Media des 15. und 16. Jahrhunderts bezeichnen.“
Zusammen mit anderen Forschern der Universität Bayreuth sowie mit internationalen Experten aus Germanistik, Niederlandistik und Musikwissenschaft publizierte Kropik einen Sammelband zum Thema, der im Internet frei verfügbar ist.