Berlin (epd). Die neue Präsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes, Sabine Andresen, kritisiert mangelnden politischen Willen bei der Umsetzung der geplanten Kindergrundsicherung. „Die Gefahr besteht, dass nicht gezielt denen geholfen wird, die von Armut bedroht sind, sondern dass das Geld wieder breit gestreut wird, also wieder mit der Gießkanne verfahren wird“, sagte Andresen der Mediengruppe Bayern (2. Juni).
„Es fehlt nach wie vor am politischen Willen, ein umfassendes Konzept wie das der Kindergrundsicherung durchzusetzen“, betonte die Präsidentin des Kinderschutzbundes. Es könne auch unter volkswirtschaftlichen Aspekten nicht im Interesse der Gesellschaft sein, einen so großen Anteil an Kindern und Jugendlichen in Armut aufwachsen zu lassen, sagte Andresen mit Blick auf den Anstieg der Kinderarmut. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen.
Für das altbekannte Vorurteil, dass Eltern das Geld, mit dem die Armut ihrer Kinder bekämpft werden soll, für sich selbst verwenden, gebe es keinerlei Belege. „Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Ich wüsste nicht, warum das nicht auch für arme Eltern gelten sollte“, sagte Andresen.
Paus „optimistisch, dass wir bald soweit sind“
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte erklärt, sie setze auf eine zügige Einigung zur Einführung der Kindergrundsicherung. Sie sei „optimistisch, dass wir bald soweit sind“, sagte sie nach der Frühjahrstagung der Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder in Potsdam. Die Gespräche in der Ampel-Koalition zu Konzept und Finanzierung seien aber noch nicht abgeschlossen. Zentrale Stellschraube sei dabei die Frage, wie das Existenzminimum definiert werden soll.
Nach den Plänen der Koalition soll die Kindergrundsicherung soll ab 2025 ausgezahlt werden und bisherige Familienleistungen wie Kindergeld, Kinderzuschlag und Unterstützungen für Bildung und Teilhabe bündeln. Zugleich sollen Zugangshürden für Familien abgebaut werden.