Frankfurt a. M. (epd). Sie essen Kuchen und rezitieren Zahlenreihen in feierlichem Pathos: Am 14. März feiern Mathefans aus aller Welt den „Pi-Day“. Benannt ist er nach der Zahl Pi, die gerundet 3,14 ergibt und damit der amerikanischen Schreibweise des Datums 3/14 für den 14. 3. entspricht. Mit Pi kann man beispielsweise den Umfang eines Kreises berechnen (Durchmesser mal Pi). Auf Englisch klingt die Zahl laut ausgesprochen wie das Wort „pie“ - ein kreisrunder Kuchen.

Die Idee zu dem inoffiziellen Feiertag hatte der US-Physiker Larry Shaw (1939-2017) vom Wissenschaftsmuseum „Exploratorium“ in San Francisco. Um die Liebe zur Mathematik zu fördern, rief er 1988 den Pi-Tag ins Leben. Seitdem wird der Jahrestag in dem Museum mit einer kreisförmigen Parade und jeder Menge Kuchen begangen.

62,8 Billionen Stellen nach dem Komma schon berechnet

Kopfzerbrechen bereitet die besondere Zahl aber nicht nur Schülerinnen und Schülern. Denn sie hat unendlich viele Stellen nach dem Komma. Mathematikerinnen und Mathematiker sind bis heute am Knobeln, um weitere Nachkommastellen der irrationalen Zahl zu finden - bislang sind 62,8 Billionen bekannt.

„Die Zahl Pi ist so attraktiv und geheimnisvoll, dass sich viele Leute dafür interessieren“, sagt der Direktor des Gießener Mathematikums, Albrecht Beutelspacher. Es sei zum einen die Unendlichkeit der Zahl, die viele Menschen fasziniere. Und außerdem könne man mithilfe von Pi ganz einfach Umfang oder Durchmesser eines Kreises berechnen - und der Kreis sei schließlich „die schönste mathematische Figur“.

Schon in der Bibel war die ungefähre Zahl offenbar bekannt, zumindest lassen die Angaben zu den Maßen eines kreisrunden Beckens darauf schließen: „Und er machte das Meer, gegossen, von einem Rand zum andern zehn Ellen weit, ganz rund und fünf Ellen hoch, und eine Schnur von dreißig Ellen war das Maß ringsherum“, steht im Buch der Könige (1.Könige 7,23).

Auch Geburtstag Einsteins

Bereits in der Antike sei versucht worden, die Zahl genau zu berechnen, erklärt Beutelspacher. Eine Annäherung gelang Archimedes im dritten Jahrhundert vor Christus. Er bildete regelmäßige Vielecke innerhalb und außerhalb eines Kreises und erkannte, dass der Umfang zwischen beiden Zahlen liegen musste.

Seit dem Jahr 2020 gilt der 14. März nicht nur als Pi-Tag, sondern auch ganz offiziell als Internationaler Tag der Mathematik, ausgerufen von der Unesco. An diesem Tag soll die Schönheit und Bedeutung der Mathematik gefeiert werden. Angeregt hatte dies die Internationale Mathematische Union mit Sitz in Berlin. Keine Rolle dürfte dabei gespielt haben, dass der 14. März der Geburtstag Albert Einsteins (1879-1955) ist und auch der Todestag von Stephen Hawking (1941-2018).

In Berlin ist auch der Sitz der gemeinnützigen Organisation „Imaginary“, die die weltweiten Veranstaltungen rund um den Internationalen Tag der Mathematik koordiniert. In diesem Jahr lautet das Motto „Mathematik verbindet“. Mathematik sei eine Sprache, die alle sprechen könnten, sagt der Geschäftsführer von Imaginary, Andreas Matt. Der Tag solle eine Brücke zwischen Bevölkerung und Wissenschaft bilden.

Es gehe darum, gemeinsam Neues zu entdecken und zu erforschen und dieses Wissen dann mit anderen zu teilen. Egal ob in Osttimor oder Kolumbien, mittlerweile wird der Tag rund um den Globus in mehr als 110 Ländern begangen, etwa mit Experimenten, Vorträgen und Mitmach-Aktionen in den sozialen Medien. Erstmals sei auch eine komplett arabischsprachige Vortragsreihe geplant, neben Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch.

Auch in San Francisco wird der Pi-Day diesmal natürlich wieder begangen: Mit Kuchen und Vorträgen wird der Tag zum 35. Mal im Exploratorium gefeiert. Nicht fehlen darf die traditionelle Prozession. Sie soll, natürlich im Kreis herum, am 14. März pünktlich um 1.59 Uhr beginnen. Denn 159 lauten die nächsten drei Ziffern der Zahl Pi: 3,14159.