Berlin/ New York (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist in New York mit der Leo-Baeck-Medaille ausgezeichnet worden. In seiner Dankesrede sagte das deutsche Staatsoberhaupt: „Wir dürfen in Deutschland keinen Antisemitismus dulden!“ Dafür werde er weiter kämpfen, als Staatsoberhaupt und als Mensch, sagte er am 18. November laut Redemanuskript. „Nur wenn Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder vollkommen zu Hause sind, sich vollkommen sicher fühlen, nur dann ist Deutschland ganz bei sich.“

Steinmeier wurde vom Leo Baeck Institut für sein langjähriges Engagement für den Erhalt und die Förderung jüdischen Lebens in Deutschland ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Präsident des Jüdischen Weltkongress, Ronald Stephen Lauder. Bisherige Preisträger waren unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau und Joachim Gauck sowie der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne).

„Wunder der Versöhnung“

Steinmeier drückte seine Dankbarkeit und Demut für das „Wunder der Versöhnung“ aus, das Deutschland nach Zweiten Weltkrieg zuteilgeworden sei. „Dieses Wunder war kein Geschenk des Himmels - es war das Geschenk von Menschen!“, betonte er.

Er erinnerte an den Namensgeber der Auszeichnung, den liberalen Rabbiner Leo Baeck (1873-1956), der kurz nach dem Ende des Krieges wenig Chancen für jüdisches Leben in Deutschland sah. „Soviel Mord, Raub und Plünderung, soviel Blut und Tränen und Gräber können nicht mehr ausgelöscht werden“, hatte Baeck einst gesagt. Diese bittere Analyse habe Steinmeier selbst immer als Verpflichtung verstanden, dazu beizutragen, dass es über alle Abgründe hinweg ein neues jüdisches Leben in Deutschland geben könne.

Baeck ist wegen seines sozialen und politischen Engagements zum Vorbild für die jüdische Glaubensgemeinschaft geworden. Das Forschungsinstitut für deutsch-jüdische Geschichte mit Hauptsitz in New York würdigt mit der Medaille seit 1979 jährlich Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die gemeinsame deutsch-jüdische Kultur verdient gemacht haben.