Berlin (epd). Nach knapp vier Wochen ohne Nahrung und zuletzt ohne Flüssigkeit hat der 21-jährige Klimaaktivist Henning Jeschke am Abend des 25. September einen Hunger- und Durststreik im Berliner Regierungsviertel beendet. Auch seine 24-jährige Unterstützerin Lea Bonasera nimmt wieder Essen und Trinken zu sich. Zuvor hatte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz den beiden ein öffentliches Gespräch über den Klimanotstand innerhalb der nächsten vier Wochen zugesagt, wie sie auf Twitter mitteilten.

Der Hungerstreik als Mittel des zivilen Ungehorsams habe die Blockadehaltung der Politikerinnen und Politiker gebrochen, hieß es in einer weiteren vom Samstagabend in Berlin. „Unserer Entschlossenheit und die Solidarität vieler Menschen haben gesiegt.“ Das zeige, dass ziviler Ungehorsam funktioniere und sich Politikerinnen und Politiker mit der jungen Generation auseinandersetzen müssten.

Jeschke erklärte, „obwohl wir jetzt ein Zugeständnis gewonnen haben, reicht das bei Weitem nicht. Alle Wahlprogramme schützen weiter das mörderische fossile System, welches uns in Kriege und Hungersnöte zu führen droht“.

Hungerstreik am 30. August begonnen

Scholz twitterte, er sei froh, „dass die Streikenden abbrechen und wieder trinken und essen“: Das Leben gehe vor. „Ich stehe zu meinem Gesprächsangebot nach der Wahl, daran werde ich mich halten.“ Um den Druck auf die Politiker zu erhöhen, waren Jeschke und Bonasera am 25. September in einen sogenannten trockenen Durststreik getreten und nahmen auch keine Flüssigkeit mehr zu sich.

Die ursprünglich siebenköpfige Gruppe hatte am 30. August mit dem Hungerstreik begonnen. Die Aktivisten hatten gefordert, dass sich Scholz, CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock zu einem öffentlichen Gespräch noch vor der Bundestagswahl mit ihnen treffen und ein Bürgerrat zur Klimakrise eingerichtet wird. Scholz, Laschet und Baerbock waren aber bisher nur zu nichtöffentlichen Einzelgesprächen nach der Bundestagswahl bereit.

Sechs der Aktivistinnen und Aktivisten hatten deshalb am 22. September ihren Hungerstreik beendet. Bonasera stieß als Unterstützerin am 20. September zu der Gruppe.

In den vergangenen Wochen hatten wiederholt öffentliche Personen wie der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, Grünen-Chef Robert Habeck oder der Berliner Bischof Christian Stäblein an die Hungerstreikenden appelliert, ihre Gesundheit nicht aufs Spiel zu setzen und Gesprächsangebote gemacht. Die Gruppe hielt aber an ihren Forderungen fest.