Frankfurt a.M./Kigali (epd). Der als „Hotel Ruanda“-Held bekannte ruandische Regierungskritiker Paul Rusesabagina ist unter Terrorismusvorwürfen schuldig gesprochen worden. Der 67-Jährige habe unter anderem finanzielle Unterstützung für terroristische Aktivitäten geboten, erklärte die Strafkammer für internationale Verbrechen am Obersten Gericht in Kigali in einer online übertragenen Urteilsverkündung am 20. September. Menschenrechtler zweifelten an der Fairness des Prozesses, der im Februar begonnen hatte.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Rusesabagina Unterstützung an eine bewaffnete Gruppe gegeben hat, die 2018 und 2019 in Ruanda mehrere Zivilisten getötet hatte. Rusesabaginas Anwälte bestritten die Anschuldigungen und erklärten, der Prozess sein ein Vorwand, um einen bekannten Kritiker von Präsident Paul Kagame einzusperren. Prozessbeobachter der US-Rechtsanwaltskammer hatten in einem Bericht im Juni mehrere Verfahrensfehler kritisiert. Rusesabagina hatte im März erklärt, nicht länger an dem Prozess teilzunehmen. Neben ihm waren 20 weitere Personen angeklagt worden.

Rusesabagina, ein Hutu, erlangte weltweite Bekanntheit, weil er als Manager während des Völkermords 1994 Hunderten Tutsi in seinem Hotel Unterschlupf gewährt haben soll. Die Geschehnisse dienten im Jahr 2004 als Vorlage für den Hollywood-Film „Hotel Ruanda“. Bei dem Völkermord in Ruanda töteten Extremisten der Hutu-Mehrheit zwischen April und Juli 1994 rund 800.000 Angehörige der Tutsi-Minderheit und moderate Hutu.

Kagame zunehmend autokratisch

Kagame entmachtete mit seiner Rebellengruppe RPF das Regime der Hutu-Extremisten und beendete den Völkermord. Er regiert das Land bis heute zunehmend autokratisch. Menschenrechtlern zufolge werden Oppositionelle, Journalisten und Regierungskritiker festgenommen, schikaniert, verfolgt und getötet.

Rusesabagina ist ein scharfer Kritiker Kagames und lebte bis zu seiner Festnahme im Exil, unter anderem in den USA. Er wurde im August 2020 festgenommen. Seine Familie erklärte, er sei in Dubai entführt worden, laut den Behörden wurde er hingegen bei seiner Einreise nach Ruanda inhaftiert.

Rusesabagina hatte der RPF vorgeworfen, bei den Kämpfen schwere Verbrechen an der Hutu-Bevölkerung begangen zu haben. Er nannte die Kagame-Regierung eine Diktatur. Bereits 2011 wurde er beschuldigt, die Regierung stürzen zu wollen.