Nürnberg (epd). „Jetzt ist die Zeit“ für den Kirchentag in Nürnberg - unter diesem Motto versammeln sich am Mittwochnachmittag Zehntausende Menschen auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Der Platz ist schon eine halbe Stunde vor Beginn des Eröffnungsgottesdienstes bis zum Rand gefüllt. Selbst in den umliegenden Straßen stehen Kirchentagsbesucher.

Ein Anblick, der nicht nur der Generalsekretärin des Kirchentages, Kristin Jahn, das Herz höher schlagen lässt. Lauter Jubel und Applaus branden in der Menge auf vor Freude, dass eine solche Zusammenkunft nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder möglich ist. „Endlich ist Kirchentag“, sagt auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zu Beginn seiner Predigt: „Wir sind viele, und wir gehören zusammen.“.

Von der Bühne sind vor allem viele Sonnenhüte, Sonnenbrillen und grün-gelbe Kirchentagsschals auf den Köpfen der Gottesdienstbesucher zu sehen. Denn die frühsommerliche Sonne strahlt ohne nennenswerte Wolken am Himmel.

„Wir wollen trotzig hoffen“

„Die Klimakrise brennt, aber auch das Klima in unserer Gesellschaft“, sagt Jahn vor Beginn des Gottesdienstes. Der Landesbischof Bedford-Strohm mahnt in seiner Predigt zum Kampf für eine bessere Welt. „Mein Enkel Amos ist jetzt vier Jahre alt. Und ich bin 63. Im Jahr 2082 wird mein Enkel so alt sein wie ich jetzt“, sagt Bedford-Strohm, der im November nach zwölf Jahren aus dem Amt scheidet. „Und ich werde dafür kämpfen, dass er dann mindestens ein genauso gutes Leben hat, wie ich es jetzt habe! Und bitte, kämpft alle mit“, ruft er unter dem Applaus der Menge - und meint damit nicht nur eine Welt, in der dem Klimawandel mit Ernsthaftigkeit begegnet wird, sondern auch eine Welt ohne unmoralische Angriffskriege und verheerende Dammbrüche.

Die Zeit sei da, um auf dem Kirchentag darüber zu diskutieren, wohin der Weg für ein „heiles Leben“ gehe, erklärt Bedford-Strohm. „Wir wollen trotzig hoffen“, sagt er. Unterstützt von mehr als hundert Bläsern erklingt auf dem Hauptmarkt nach der Predigt das Motto-Lied des Kirchentags „Jetzt ist die Zeit“.

Zwischenrufe und Applaus bei Steinmeier-Grußwort

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagt in seinem Grußwort, er habe sich nicht vorstellen können, dass er einmal sagen würde: „Es ist auch Zeit für Waffen.“ Dafür gibt es zunächst Zwischenrufe aus der Menge, bis andere Besucher applaudierten. Steinmeier setzt fort: Müsse nicht gerade Christinnen und Christen die Frage quälen, wie es mit dem Glauben, mit dem christlichen Friedensgebot vereinbar sei, wenn Waffen in ein Kriegsgebiet geliefert würden - am Freitag ist das Thema einer zentralen Podiumsdiskussion mit Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer.

2.000 Veranstaltungen, darunter Bibelarbeiten, Konzerte und politische Diskussionen, stehen bis Sonntag auf dem Programm. „Nürnberg und Fürth sollen uns mal richtig kennenlernen“, sagt Kirchentagspräsident Thomas de Maizière zur Eröffnung des offiziell größten christlichen Laientreffen in Deutschland - bis Sonntag ist genügend Zeit dazu.