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Umfrage: Anerkennung von Fachkräften weiter schwierig




Pflegefachkräfte von den Philippinen in einem Heim der Diakonie in Hessisch Oldendorf
epd-bild/Charlotte Morgenthal
Eine Umfrage zweier evangelischer Fachverbände zeigt: Zugewanderte Fachkräfte sind bei den Trägern längst unverzichtbar. Doch die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen bleibt weiter ein Hemmschuh bei der Integration.

Berlin (epd). Eine neue Umfrage des Evangelischen Bundesfachverbands für Teilhabe (BeB) und des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) zeigt, dass Fachkräfte aus dem Ausland längst zentral für die Träger sind. Bei 44  Prozent der DEVAP-Mitgliedseinrichtungen liege ihr Anteil zwischen 20  und 50 Prozent. Bei 80 Prozent der BeB-Mitglieder liegt er bei knapp 20 Prozent, heißt es in einer Mitteilung vom 24. Juni. Zudem erwarten die Befragten eine klar wachsender Bedarf an internationalem Personal.

Die Verbände betonten: Fachkräfte aus dem Ausland sind schon jetzt eine unverzichtbare Säule für soziale Teilhabe und Langzeitpflege in Deutschland. Ohne ihren Einsatz könnten viele der Einrichtungen und Dienste ihre Versorgungsaufträge nicht mehr erfüllen, heißt es in der Mitteilung.

„Spürbarer Bürokratieabbau unabdingbar“

Der Koalitionsvertrag unterstreiche zwar, dass Deutschland ein einwanderungsfreundliches Land bleiben und die qualifizierte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt weiter gefördert werden solle. „Damit dieses Ziel erreicht wird, ist jedoch ein spürbarer Bürokratieabbau unabdingbar. Nur so können Verfahren alltagstauglich und zügig gestaltet und Träger tatsächlich dabei unterstützt werden, offene Stellen zu besetzen und Menschen erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren und zu halten“, betonen die beiden Fachverbände.

Die Umfrage zeige jedoch, dass die Gewinnung von ausländischem Personal bei zwei Dritteln der Träger massiv erschwert sei. Als Hauptgründe werden die fehlende Anerkennung von Abschlüssen (71 Prozent), Probleme mit dem Aufenthaltsstatus (63 Prozent) und der bürokratische Aufwand (66 Prozent) genannt. Von den 191 Trägern berichten 76 Prozent von Visa-Prozessen, die deutlich länger als drei Monate dauern.

Fast alle Befragten bieten spezielle Hilfen an

Die Umfrage zeige zudem ein hohes Engagement der Träger bei Integrationsmaßnahmen: Die häufigsten Angebote sind Hilfestellung bei Behördengängen (60 Prozent); Unterstützung bei der Wohnungssuche (52 Prozent) und Sprachkurse (49 Prozent). Gefolgt von Orientierungstagen beziehungsweise Einführungsseminaren und Schulungen für das Team zur besseren Integration im Job. . Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP: „Die Umfrageergebnisse zeigen, dass bei den Trägern ein hohes Maß an Engagement für eine gute Integration vorhanden ist.“ Diese Integrationsmaßnahmen seien jedoch oft unterfinanziert und es werde dringend Unterstützung von Seiten der zuständigen Stellen für die Anerkennungsverfahren gefordert.

Zentrale Informationsstellen könnten helfen

Er schlug vor, zentrale Integrationsstellen zu schaffen, von Visa- und Anerkennungsverfahren zu beschleunigen, die Sprachförderung auszubauen und Austauschplattformen für die Träger zu finanzieren.

Pfarrer Frank Stefan, Vorsitzender des BeB, sagte, gerade in der Eingliederungshilfe würden passgenaue Lösungen gebraucht: „Der Beruf der Heilerziehungspflege ist international kaum bekannt, sodass Lösungen für Quereinsteiger notwendig sind.“ Er warb für modulare und praxisnahe Anerkennungsverfahren, zielgerichtete Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote sowie eine bundesweite Anlaufstelle, die auf die besonderen Anforderungen der Eingliederungshilfe zugeschnitten ist. "Wenn Integration gelingen soll, müssen die politischen Rahmenbedingungen die Realität vor Ort abbilden - nicht umgekehrt.

Insgesamt 191 Träger haben sich den Angaben nach an der Umfrage beteiligt; davon 96 DEVAP-Mitglieder und 95 BeB-Mitglieder. Aus allen Bundesländern lagen Rückmeldungen vor.

Dirk Baas