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SOS-Kinderdorf: Familientrennungen verhindern



München (epd). Zum Internationalen Tag der Familie am 15. Mai hat SOS-Kinderdorf auf die zunehmende Zahl von Kindern hingewiesen, die weltweit in Heimen leben. Schätzungen zufolge seien das acht Millionen Mädchen und Jungen, hieß es: Tendenz steigend. Generell seien sie dort oft struktureller Vernachlässigung, Missbrauch und Gewalt ausgesetzt, heißt es in der Mitteilung.

Die Organisation verwies auf den eigenen „Globalen Bericht über Kinderbetreuung und Kinderschutz 2024“, laut dem der Anteil der Kinder in institutionellen Betreuungseinrichtungen Schlüsse über die Stärke des Kinderschutzsystems in den Ländern zulasse: Je höher die Zahl, desto wahrscheinlich sei es, „dass die Bedürfnisse der Kinder nicht berücksichtigt werden und dass staatliche Betreuungs- und Unterstützungssysteme für gefährdete Familien unzureichend sind“.

Kinder möglichst familiennah unterbringen

Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: „Es ist für jedes Kind ein massiver Einschnitt, seine Familie verlassen zu müssen. Wir müssen alles daransetzen, Familientrennungen zu verhindern. Sollte das nicht möglich sein, müssen wir dafür sorgen, dass Kinder familiennah und ihren Bedürfnissen entsprechend betreut werden.“

Stärkere Präventivmaßnahmen und Unterstützungssysteme in sozialen Bereichen wie Kinderschutz, Bildung und Gesundheit könnten gefährdete Familien stabilisieren. Stattdessen werde häufig auf die vermeintlich praktikabelste Lösung der Heimunterbringung zurückgegriffen. Alternative Betreuungsformen wie das Pflegefamiliensystem spielen den Angaben nach in den meisten Ländern weiterhin nur eine marginale Rolle.

Laut UN-Studien sind in Europa etwa 277 von 100.000 Kindern in Heimen untergebracht, der weltweite Durchschnitt liegt bei 102 von 100.000 Kindern. Innerhalb Europas haben die Ukraine, Weißrussland und Aserbaidschan die höchsten Raten bei der institutionellen Kinderbetreuung. In Ländern wie Paraguay, Ghana oder Nepal hätten zwischen 80 und 90 Prozent der Kinder in Heimen mindestens noch ein lebendes Elternteil. Viele Kinder aus von Armut betroffenen Familien lebten in Heimen, weil die Eltern nicht für Nahrung und Schulbesuch aufkommen könnten.

Überproportional hoch ist laut SOS-Kinderdorf in den Einrichtungen der Anteil von Kindern mit einer Behinderung. In Serbien etwa haben demnach 66 Prozent der Kinder in institutioneller Betreuung eine Beeinträchtigung. Obwohl die Heimunterbringung häufig damit begründet werde, dass dort ihr Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Bildung sichergestellt sei, erführen sie extrem oft eine unangemessene Behandlung. Laut SOS-Kinderdorf sind Kinder in Heimen generell oft struktureller Vernachlässigung, Missbrauch und Gewalt ausgesetzt. In 120 Staaten sind Schläge in institutioneller Betreuung nicht ausdrücklich verboten.

Dirk Baas