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Hannover (epd). Niedersachsen startet ein Modellprojekt für die Anwerbung von Fachkräften aus Kolumbien für Mangelberufe im Bereich der Biowissenschaften. Das niedersächsische Arbeitsministerium fördert das Projekt „Adelante Colómbia“ („Weiter so Kolumbien“) in den kommenden drei Jahren mit Mitteln in Höhe von 500.000 Euro, wie das Ministerium am 10. Februar in Hannover mitteilte. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen in Südniedersachsen solle es erleichtert werden, Fachkräfte zu gewinnen. Unter die Biowissenschaften („Life Science“) fallen etwa Berufe aus den Bereichen Medizin, Biochemie und Biophysik.
Der demografische Wandel werde für Niedersachsen weitreichende Folgen haben, betonte Arbeitsminister Andreas Philippi (SPD): „Den Unternehmen fehlen hierzulande in vielen Regionen und Berufsfeldern Fach- und Nachwuchskräfte.“ In Südniedersachsen betreffe dies oft Betriebe aus der Biotechnologie, Medizintechnik oder Gesundheitswirtschaft. Rund ein Viertel aller regionalen Arbeitsplätze seien mit diesen Bereichen verbunden.
Bis zu 50 qualifizierte Fachkräfte sollen angeworben werden, darunter etwa Physiklaborantinnen, Mechatroniker oder Mitarbeiter der chemischen Industrie. Den Angaben zufolge werden aktuell unter rund 150 Unternehmen aus dem Bereich „Life Science“ in Südniedersachsen Unternehmenspartner gefunden und gesuchte Stellenprofile ermittelt.
Die Industrie- und Handelskammer Hannover ermittele die dazu passenden Berufe für die in Südniedersachsen gesuchten Fachkräfte als Grundlage für eine schnelle und erfolgreiche Anerkennung der kolumbianischen Abschlüsse in Deutschland. Alle künftigen „Adelante“-Fachkräfte müssten eine passende abgeschlossene Berufsausbildung in Kolumbien haben und sich im Vorfeld der Einreise das Sprachniveau B1 in der deutschen Sprache aneignen.
Zuletzt hatte der Fall von zehn von Abschiebung bedrohten kolumbianischen Pflegekräften in einem Heim für Demenzkranke in Wilstedt bei Bremen für Schlagzeilen gesorgt. Sie hatten Asyl beantragt, wurden aber abgelehnt. Im Falle ihrer Ausreise hätte das Heim möglicherweise schließen müssen. Die Frauen und Männer sollen nun eine Ausbildung zur Pflegekraft machen und können so eine Duldung erhalten. Beim Projekt „Adelante“ sollen Menschen aus Kolumbien von vorherein über das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz angeworben werden, um den irrtümlichen Weg über Asylanträge zu vermeiden.