

Bonn (epd). Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) wirft der Bundesregierung vor, mit ihrem Sparkurs die Integrations- und Berufssprachkurse für Migrantinnen und Migranten zu gefährden. Anstatt die berufsbezogene Deutschförderung mit Blick auf den Fachkräftemangel auszubauen, „fährt die scheidende Bundesregierung sie auf ein Minimum zurück“, heißt es in einer Pressemitteilung. Arbeitgeber und Gewerkschafter seien ebenso fassungslos wie Vertreter der Bildungseinrichtungen, die seit Jahren Zugewanderte auf die sprachlichen Herausforderungen am Arbeitsplatz vorbereiten.
Der DVV und die Mitglieder eines Verbändebündnisses fordern in einem Positionspapier, die Demontage des Gesamtprogramms Sprache zu stoppen und eine bedarfsgerechte Mittelausstattung durch überplanmäßige Ausgaben sofort zu sichern. Die Berufssprachkurse mit dem Ziel B1 und B2 müssten uneingeschränkt erhalten werden.
Zum Hintergrund er Probleme: Schon im vergangenen Jahr hatte der DVV zusammen mit weiteren Trägerverbänden davor gewarnt, dass mit der im Haushalt 2025 eingeplanten Summe nur rund 30 Prozent der benötigten Berufssprachkurse würden durchgeführt werden können. „Mit Beginn der vorläufigen Haushaltsführung sind die Warnungen für die Träger vor Ort zur Realität geworden, vielen von ihnen wurde im neuen Jahr weniger als ein Viertel der benötigten Berufssprachkurse genehmigt“, so der Verband.
Doch die Ungewissheit besteht weiter: Denn noch Anfang Dezember hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge laut DVV die Träger informiert, dass die gemeldeten Bedarfe im Bereich der Berufssprachkurse zu rund 90 Prozent gedeckt werden könnten. Doch dazu kommt es nicht. Weil aber die Anbieter schon Räume angemietet, Personal für die Verwaltung der Kurse angestellt und Lehrkräfte unter Vertrag genommen haben, bleiben sie vermutlich auf den Kosten sitzen. „Durch die Absage der Kurse werden jahrelang gewachsene Strukturen der Berufssprachförderung irreparablen Schaden nehmen werden.“
Zwar hätten die zuständigen Ministerien (BMAS und BMI) zwischenzeitlich erkannt, dass Handlungsbedarf besteht und die Bereitstellung zusätzlicher Mittel bereits Anfang Dezember 2024 in Absprache mit dem Bundesfinanzminister zugesagt. Doch geschehen sei leider nichts.
Eine der betroffenen Volkshochschulen ist die Mannheimer Abendakademie, die im ersten Quartal 2025 eigentlich acht Berufssprachkursen auf dem Niveau B2 geplant hatte. Davon seien fünf Kurse, so berichtet Mathias Ludwig, Verwaltungsleiter der Abendakademie, bereits ausgebucht gewesen. „Dann erfuhren wir zu Beginn des neuen Jahres, dass wir bis Ende März nur einen einzigen Berufssprachkurs starten dürfen. Für ganz Mannheim wurde im Januar nur ein Kurs zugelassen“, so Ludwig. „Nun müssen wir einem Großteil der Teilnehmenden mitteilen, dass ihr Berufssprachkurs nicht stattfinden kann.“
Wie die Mannheimer Abendakademie sieht sich auch die Volkshochschule Bremen mit einer Kürzung ihres Kursangebots konfrontiert. Sabine Flory, Fachbereichsleitung Berufliche Bildung und Deutsch für den Beruf, berichtet, dass im Januar und Februar statt acht Kursen nur ein neuer Berufssprachkurs starten kann. Rund 170 Teilnehmende werden deshalb trotz Berechtigung keinen Kursplatz erhalten.
Professor Martin Wortmann, Generalsekretär der Bildungsallianz des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW): „Sprache ist der Zugang zur Seele der deutschen Wirtschaft. Daher ist das Erlernen der deutschen Sprache Grundvoraussetzung für Integration und erfolgreiches Arbeiten in Deutschland.“