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Wie gut sind wir aufs Alter vorbereitet?




Rollstuhlfahrerin im Flur ihres Wohnhauses in Hamburg (Archivbild)
epd-bild/Beatrice Blank
Haben in Deutschland lebende Menschen ausreichend finanziell für das Alter vorgesorgt? Wie steht es um die Barrierefreiheit in ihren Wohnungen? Wie weit sind Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Betreuungsvollmachten verbreitet? Auf all diese Fragen versucht das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) eine Antwort zu geben.

Berlin (epd). Der Frage, wie gut die Bürgerinnen und Bürger auf das Alter vorbereitet sind, gingen die Forschenden des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) anhand von Daten des Deutschen Alterssurveys nach. Dabei zeigten sich soziale Ungleichheiten zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen, heißt es in einer Mitteilung des DZA.

Der Deutsche Alterssurvey (DEAS), der vom Bundesfamilienministerium gefördert wird, ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit beinahe drei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. Jetzt wurden die Daten zu drei Themenbereichen aufbereitet: Finanzielle Vorsorge, Wohnen im Alter und Vorsorgedokumente für den Notfall.

Viele Wohnungen sind nicht barrierefrei

Eine weit verbreitete Art der Vorsorge fürs Alter sind Immobilien. Tatsächlich besitzen laut der Studie fast zwei Drittel (62,7 Prozent) der Deutschen zwischen 45 und 64 Jahren ein Haus, eine Wohnung oder ein Grundstück. Doch nicht jede und jeder kann sich eine Immobilie leisten. In der Gruppe der armutsgefährdeten Personen beispielsweise nur jede/r Dritte.

Hinzu kommt, dass fast die Hälfte (46,4 Prozent) der armutsgefährdeten Befragten überhaupt keine private finanzielle Vorsorge fürs Alter hat. Auch die Haushaltsstruktur scheint eine relevante Rolle für die finanzielle Absicherung im Alter zu spielen. 42 Prozent der Personen, die ohne Partner leben, besaßen kein Wohneigentum und verfügten über keine der untersuchten finanziellen Anlagemöglichkeiten. Im Gegensatz dazu traf das nur auf 8 Prozent der Personen zu, die einen Partner haben. Insgesamt sind es dagegen nur 13,9 aller Bürgerinnen und Bürger, die völlig unvorbereitet in Rente gehen.

Große Unterschiede bei Versicherungen zwischen Ost und West

Über eine Risikolebensversicherung verfügten 36 Prozent der Personen im Alter zwischen 45 und 64 Jahren; 38 Prozent dieser Gruppe besaßen eine Kapitallebensversicherung. Während im Fall der Risikolebensversicherung keine signifikanten Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zu beobachten sind, gibt es bei der Kapitallebensversicherung bedeutende regionale Unterschiede. So betrug der Anteil von Personen mit einer Kapitallebensversicherung in Westdeutschland 40 Prozent, während er in Ostdeutschland nur bei 28 Prozent lag.

Interessant ist der Befund zur Barrierefreiheit von Wohnraum. Während nur 11,7 Prozent der 45- bis 90-Jährigen im Wohneigentum das Haus und alle Wohnräume stufenlos erreichen können, sind es bei denjenigen ohne Wohneigentum mit 21,0 Prozent fast doppelt so viele. Sonja Nowossadeck, Ökonomin am Deutschen Zentrum für Altersfragen und eine der Autorinnen der Studie, ordnet dieses Ergebnis ein: „Diese Befunde deuten darauf hin, dass auch Personen mit Wohneigentum unter Umständen in finanziell angespannten Verhältnissen leben. Auf aufwendige Umbauten zur Barrierefreiheit muss dann oft verzichtet werden.“

Wohnmobilität nimmt im Alter stark ab

Die Ergebnisse zur Altersvorsorge beim Wohnen belegen zudem, dass die Wohnmobilität im höheren Alter stark abnimmt, auch wenn die Wohnbedingungen unter Umständen nicht altersadäquat sind. Umbauten und Umzüge werden im Alter zu einer Belastung, die sich viele Ältere nicht mehr zumuten können oder wollen. Diese Erkenntnisse legen zum einen nahe, bereits in einer Lebensphase vor dem hohen Alter die Wohngegebenheiten den Wohnbedürfnissen anzupassen. Zum anderen sollten Programme entwickelt werden, die älteren Menschen Unterstützung beim Umzug oder bei altersgerechten Umbauten bieten. Diese Programme könnten finanzielle Unterstützung, Beratungsdienste und Hilfe bei der Wohnungssuche umfassen.

Unterschiede gibt es auch in der Vorsorge für den Fall, dass man aus gesundheitlichen Gründen seine rechtlichen und medizinischen Belange nicht mehr vollständig selbst regeln kann. Armutsgefährdete Personen verfügen seltener über Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen, als diejenigen, die über höhere Einkommen verfügen. Die Hälfte der 45- bis 90-Jährigen besitzt keines der genannten Vorsorgedokumente.

Gut ein Viertel (26 Prozent) äußerte dagegen, über alle drei Vorsorgedokumente zu verfügen. Eine Patientenverfügung hatten 45 Prozent, eine Vorsorgevollmacht 41 Prozent und eine Betreuungsverfügung 29 Prozent der Personen. Die vollständigen Ergebnisse sind im Sozialreport 2024 unter dem Kapitel „Wie gut sind wir aufs Alter vorbereitet?“ nachzulesen, den die Bundeszentrale für politische Bildung publiziert hat.

Dirk Baas