Berlin (epd). Rote Gummistiefel mit weißen Punkten, unzählige Kleiderständer, ein paillettenbesticktes Hochzeitskleid, Nähzeug, Geschirr: In einem Gewerbegebiet im Süden Berlins lagern Second-Hand-Kleidung und andere gebrauchte Gegenstände und warten auf neue Interessenten. Das weitgehend ehrenamtliche Projekt sei so gut wie einmalig, erzählt Barbara Posern vom Vorstand des Trägervereins „Rumpelbasar Zehlendorf“. Denn die Überschüsse aus den Einnahmen gehen als Spenden an soziale Projekte.
Auch andere Second-Hand-Kaufhäuser dienen sozialen Zwecken. Sie verwenden die Einnahmen aus dem Verkauf oft, etwa um dort psychisch kranke, langzeitarbeitslose oder behinderte Menschen als Mitarbeiter zu beschäftigen. Oder die Einnahmen werden zur Finanzierung eigener sozialer Projekte genutzt, für Wohnprojekte für Suchtkranke oder Notübernachtungen für Wohnungslose. „Das ist eine Art“, sagt Barbara Posern: „Wir machen es auf eine andere Art und arbeiten mit ehrenamtlichen Kräften.“
Angefangen hat alles vor mehr als 50 Jahren in einer evangelischen Kirchengemeinde. „Halt Nachbarn!“, stand damals im Blatt der West-Berliner Kirchengemeinde Zehlendorf-Schönow: „Werfen Sie nichts in den Müll, was jemand anderes vielleicht noch gebrauchen kann!“ Ein „Rumpel-Basar“ sollte dafür eröffnet werden, mit niedrigen Preisen. Der Erlös aus dem Verkauf der nicht mehr benötigten Sachen komme sozialen Zwecken zugute, schrieben die Frauen, die das Projekt damals ins Leben riefen. Am 18. März 1970 ging es los.
Rund 5.000 D-Mark seien im ersten Jahr zusammengekommen, heißt es in einem Rückblick. Davon seien die Krankenhauskosten eines vietnamesischen Jungen bezahlt und ein Kinderdorf für Waisen und Findelkinder in Gabun in Afrika unterstützt worden. Seitdem ist viel passiert. Gebrauchtwarenspenden und Erlöse nahmen zu. Es gab Umzüge und Trägerwechsel. Vor knapp 25 Jahren gründeten die Frauen dann einen eigenen Verein, um unabhängig zu sein.
„Wir stemmen alles alleine“, sagt Barbara Posern, die seit rund 30 Jahren ehrenamtlich mit dabei ist: „Und wir fördern nur noch gemeinnützige Projekte in Berlin, die wir uns auch selbst angucken.“ Um die 100.000 Euro könnten so jedes Jahr verteilt werden, erzählt die 81-Jährige. Die Gelder gehen an Projekte, die langfristig gefördert werden. Sie werden unter anderem für die Jugendarbeit mit Straßenkindern im Wedding, zur Unterstützung krebskranker Kinder, für ein Sportprojekt für ärmere Kinder und eine kirchliche Suppenküche für Bedürftige in Zehlendorf eingesetzt.
Mehr als 40 Ehrenamtliche engagieren sich im „Rumpelbasar“. Zwei Festangestellte, die unter anderem für Möbeltransporte gebraucht werden, und eine Reinigungskraft werden zusätzlich beschäftigt. Die Second-Hand-Waren werden auf zwei Etagen verkauft, auf insgesamt 800 Quadratmetern.
Dann brannte es Anfang Mai im Nachbargebäude, einem Betrieb des Rüstungsunternehmens Diehl. In den Medien wurde spekuliert, dass es ein russischer Sabotageakt gewesen sein könnte, weil Diehl Waffen für die Ukraine produziere, allerdings nicht in Zehlendorf. Auch das Sozialkaufhaus hatte mit den Folgen zu kämpfen. Mehrere Monate war der „Rumpelbasar“ nach dem Brand geschlossen. Die Löscharbeiten im Nachbargebäude hatten auch in den eigenen Räumen große Schäden verursacht, vieles musste entsorgt werden. „In der Zeit hatten wir keine Einnahmen“, sagt Barbara Posern.
Wie bereits während der Corona-Pandemie, als das Sozialkaufhaus vorübergehend schließen musste, griffen auch diesmal Unterstützer mit Spenden unter die Arme, um das mögliche Aus durch mangelnde Erlöse und weiterlaufende Betriebskosten abzuwenden. Seit Oktober hat der Second-Hand-Basar wieder geöffnet und erwirtschaftet neue Spenden für soziale Projekte.