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Dokumentation

Hat soziale Ungleichheit Folgen für das Ehrenamt?



Das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) hat die Untersuchung "Ehrenamtliches Engagement und soziale Exklusion in der zweiten Lebenshälfte - fühlen sich ehrenamtlich Engagierte seltener sozial ausgeschlossen?" publiziert. Sie zeigt: Ehrenamtlich engagierte Personen in der zweiten Lebenshälfte berichten weniger über Gefühle sozialer Ausgrenzung als Personen ohne Ehrenamt. epd sozial dokumentiert die Kernaussagen.

Berlin (epd). In der in der Reihe „dza aktuell - deutscher alterssurvey“ publizierten Studie wird zunächst untersucht, „welche Bevölkerungsgruppen sich zu welchen Anteilen im Ehrenamt engagieren. Und es geht darum “welche Bedeutung verschiedene Dimensionen sozialer Ungleichheit für die ehrenamtliche Beteiligung haben", heißt es in der Einleitung der Forschenden.

Darüber hinaus werde der Frage nachgegangen, ob ehrenamtliches Engagement mit einem geringeren Ausmaß wahrgenommener sozialer Exklusion einhergeht. Das heißt, es geht um die Frage, ob sich Personen, die ehrenamtlich engagiert sind, weniger sozial ausgeschlossen fühlen als Personen, die kein Ehrenamt ausüben, und welche Unterschiede nach Bevölkerungsgruppen sich dabei zeigen. Problem: Der Zugang zu ehrenamtlichem Engagement ist nach wie vor sozial ungleich verteilt. Ältere engagieren sich seltener als Jüngere, Frauen seltener als Männer. Die Teilhabemöglichkeiten, die ein Ehrenamt bieten kann, kommen also nicht allen gleichermaßen zugute, heißt es in der Erhebung.

Kernaussagen:

  • Jede fünfte Person in der zweiten Lebenshälfte übte 2023 ein ehrenamtliches Engagement in einer Organisation aus. In der Altersgruppe der 76-Jährigen und Älteren waren mit 11,5 Prozent deutlich weniger Personen ehrenamtlich aktiv als in den Altersgruppen im Alter zwischen 43 und 75 Jahren (19,7 bis 23,4 Prozent).
  • In der zweiten Lebenshälfte sind Frauen deutlich seltener ehrenamtlich engagiert als Männer. Frauen im Alter ab 43 Jahren übten 2023 zu 16,0 Prozent ein Ehrenamt aus, Männer zu 23,7 Prozent.
  • Armutsgefährdete Personen engagieren sich besonders selten ehrenamtlich. Personen ab 43 Jahren mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle engagierten sich 2023 lediglich zu 8,7 Prozent und damit deutlich seltener als Personen mit mittleren (20,6 Prozent) beziehungsweise hohen Einkommen (26,6 Prozent).
  • Gesundheitlich eingeschränkte Menschen üben seltener ein Ehrenamt aus als Personen ohne gesundheitliche Einschränkungen. Personen, die angaben, gesundheitlich eingeschränkt zu sein, übten 2023 zu 15,7 Prozent ein Ehrenamt aus, Personen ohne gesundheitliche Einschränkungen zu 22,5 Prozent.
  • Personen, die ein Ehrenamt ausüben, fühlen sich weniger sozial ausgeschlossen als Personen, die nicht ehrenamtlich tätig sind. Bei ehrenamtlich aktiven Personen in der zweiten Lebenshälfte war das Exklusionsempfinden mit einem Mittelwert von 1,54 (auf einer Skala von 1 bis 4) insgesamt geringer ausgeprägt als bei Personen ohne Ehrenamt mit einem Mittelwert von 1,68.
  • Unterschiede im Exklusionsempfinden nach ehrenamtlicher Beteiligung zeigen sich insbesondere bei Älteren. Das mittlere Exklusionsempfinden war bei ehrenamtlich tätigen Personen im Rentenalter niedriger als bei nicht ehrenamtlich tätigen. Bei den Altersgruppen bis zum Rentenalter unterschied sich das Ausmaß der wahrgenommenen Exklusion zwischen Engagierten und nicht Engagierten nicht signifikant.
  • Insbesondere Frauen fühlen sich weniger sozial ausgeschlossen, wenn sie ehrenamtlich aktiv sind. Das mittlere Exklusionsempfinden war bei ehrenamtlich engagierten Frauen geringer ausgeprägt als bei den nicht engagierten Frauen. Bei den Männern unterschieden sich die mittleren Exklusionswerte zwischen ehrenamtlich Engagierten und nicht Engagierten nicht signifikant.