sozial-Branche

Wohnungsbau

Bündnis fordert mehr Umbau von bestehendem Wohnraum



Berlin, Bonn (epd). Ein Bündnis von Verbänden fordert mehr Anstrengungen bei der Mobilisierung von bestehendem Wohnraum. Jedes Jahr könnten so rund 50.000 Wohnungen entstehen, ohne neue zu bauen, teilte das Bündnis am 14. Oktober mit. Durch Umbauförderung und Beratung von Eigentümern ließen sich dabei jährlich 2,8 Terawattstunden Energie und 700.000 Tonnen CO2 einsparen, wobei hier der vermiedene Neubau noch nicht einberechnet sei.

Große Wohnungen wie etwa Einfamilienhäuser würden nach dem Auszug der Kinder meist von nur ein bis zwei Personen bewohnt, heißt es in dem Appell. Zahlreiche Wohnungseigentümer seien grundsätzlich bereit, ihre Wohnsituation zu verkleinern und bislang ungenutzten Wohnraum zu vermieten, bräuchten dafür aber Unterstützung. Zu den unterzeichnenden Verbänden zählen beispielsweise die Grüne Liga, der Bundesverband Wohneigentum, die Diakonie Deutschland und der Bund deutscher Architektinnen und Architekten.

Diakonie: Chance nicht entgehen lassen

„Wir dürfen nicht ausschließlich auf Neubau setzen. Wohnraum im Bestand zu aktivieren, ist kostengünstiger und umweltschonender“, sagte Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch. „Dieses Potenzial bleibt bisher mehr oder minder ungenutzt. Es bedarf besserer Anreize und Unterstützung, um dieses heute so wertvolle Potenzial zu heben.“ Er betonte, die Gesellschaft profitiere davon in mehrfacher Hinsicht: Klimakrise, Wohnraumnot, schwindendem sozialen Zusammenhalt und Einsamkeit würde man dadurch gleichzeitig begegnen: „Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen.“

Konkret forderte das Bündnis vom Bund, Wohnraumagenturen zu fördern, die zu Möglichkeiten des Wohnens beraten und Auskünfte zu architektonischen, rechtlichen und finanziellen Fragen geben. Der Bund solle auch eine Koordinierungsstelle für intergenerationelle Wohnpartnerschaften einrichten. Bund und Länder gemeinsam sollten Umbaumaßnahmen wie etwa die Schaffung eines zweiten Badezimmers und eines zusätzlichen Eingangs fördern.

Bauordnungen der Bundesländer hinderlich

Umbauten würden häufig mit alters- und klimagerechten Sanierungen verbunden, hieß es weiter. Wenn diese Umbauten zusätzlich neuen Wohnraum schüfen, hätte dies einen dreifachen Nutzen. Doch Bauordnungen der Länder stünden dem häufig entgegen.

Auch aus gesellschaftlicher Perspektive versprächen verstärkte Umbauanstrengungen Gewinn, heißt es im Positionspapier der Verbände. Stabilisiere oder erhöhe sich die Einwohnerzahl eines Quartiers, könne dies Infrastrukturen wie Kitas, Öffentlichen Personennahverkehr oder Geschäfte langfristig erhalten. Gemeinschaftliche Wohnformen verringerten zudem das Risiko von Einsamkeit.