In der Corona-Pandemie leiteten die Einrichtungen und Dienste der Caritas im Bistum Münster in kürzester Zeit zahlreiche Digitalisierungsschritte ein. Aufgrund von Kontaktbeschränkungen entwickelten sie vor Ort unkomplizierte Maßnahmen, um Beratung und Betreuung aufrechterhalten zu können. Die Zeit für grundlegende konzeptionelle Überlegungen sowie die Möglichkeit für systematische Schulungen und Vernetzung waren jedoch kaum gegeben.
Mit dem Ausklingen der Pandemie stellte sich die Frage, was die örtlichen Verbände und Organisationen der Caritas im Bistum Münster benötigen, um sich und ihre Zielgruppen weiter digital für die Zukunft fit zu machen. Denn kontaktorientierte Hilfesysteme wie die der Caritas werden in einer zunehmend digitalisierten Welt weiterhin gefordert sein, ihre Zugänge digital zu gestalten.
An dieser Ausgangssituation knüpfte das durch die Glücksspirale geförderte Projekt „Digital zukunftsfähig aufgestellt“ an, das von September 2022 bis August 2024 beim Caritasverband für das Bistum angesiedelt war. Der Projekttitel beschreibt das Gesamtziel der zweijährigen Laufzeit: Die am Projekt teilnehmenden Einrichtungen der Caritas stellen sich digital zukunftsfähig auf, um die Herausforderungen der Digitalisierung im Sinne ihrer Klientinnen und Klienten gut meistern zu können. Für hilfebedürftige Menschen soll über diese Entwicklung die Integration in die Gesellschaft weiter ermöglicht werden.
Eine Bedarfsabfrage und -analyse zum Projektbeginn ergab eine vielschichtige Auseinandersetzung mit anstehenden Digitalisierungsschritten im Bistumsgebiet Münster. Sie offenbarte jedoch auch hemmende Faktoren wie Refinanzierungsfragen und den steigenden Fachkräftemangel. Darüber hinaus wurde deutlich, dass zur Bereitstellung von digitalen Angeboten sowie zur Befähigung von Zielgruppen zunächst grundlegende organisatorische Abläufe innerhalb der Organisationen sowie Kompetenzen der Mitarbeitenden entwickelt und gefördert werden müssen. Diese wichtigen Erkenntnisse flossen in die Projektmaßnahmen ein.
Insgesamt bildeten sich im Projekt vier größere thematische Schwerpunkte heraus. Diese umfassen:
1) den Umgang mit digitalen Medien in der Kinder- und Jugendhilfe 2) die Onlinebuchung von Beratungsterminen 3) die Öffentlichkeitsarbeit via Social Media und 4) den Erwerb von grundlegenden Kompetenzen im Themenfeld Künstliche Intelligenz (KI). Dabei ging die Arbeit an zwei Projektstandorten sowie die Umsetzung von übergeordneten Schulungs- und Vernetzungsangeboten Hand in Hand.
Das junikum, Gesellschaft für Jugendhilfe und Familien St. Agnes mbH, erfasste im Rahmen des Projekts den Schulungsbedarf der Mitarbeitenden in Sachen digitaler Medien. Außerdem sprachen Kinder und Jugendliche in den Wohngruppen über ihre Mediennutzungsgewohnheiten sowie -erfahrungen. Danach ermöglichte das junikum ausgewählten Fachkräften die Teilnahme an einer zugeschnittenen medienpädagogischen Schulung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Eine neu etablierte Steuerungsgruppe stellte parallel sicher, dass das Wissen zukünftig an die Fachkräfte und schließlich an die Kinder und Jugendlichen weitergegeben werden kann.
Der katholische Sozialdienst e. V. legte neben weiteren digitalstrategischen Fragen einen Schwerpunkt auf die Einführung einer Online-Terminbuchung für die Schwangerschaftsberatung. Diese wurde zuvor von Klientinnen als wünschenswert bewertet. Das Projektteam reflektierte zunächst die bisherige Terminverwaltung und klärte organisatorische sowie rechtliche Fragen. Zudem probierte es einzelne Funktionen des anzuwendenden Tools aus. Nach einer Testphase ist inzwischen die Online-Terminbuchung möglich. Die Erfahrungen zur Einführung wurden mittels einer Checkliste an andere Beratungsstellen weitergegeben.
Im Rahmen der Webseminarreihe „How to SOCIAL MEDIA“ konnten sich rund 120 Mitarbeitende der Caritas im Bistum Münster zu diversen Themen rund um Social Media weiterbilden. Sie schufen sich damit wichtige Grundlagen für die Kommunikation gegenüber hilfe- und ratsuchenden Menschen sowie anderen Bezugsgruppen, wie etwa potenziellen Fachkräften oder Politikerinnen und Politikern. Der Erwerb von grundlegenden KI-Kompetenzen war Ziel einer weiteren Webseminarreihe, die rund 90 Mitarbeitende erreichte. Die Idee dahinter: Um in eine mögliche Anwendung und/oder mit Zielgruppen vor Ort in einen Austausch zu KI gelangen zu können, bedarf es zunächst Wissen über KI und damit verbundene Techniken.
Die zweijährige intensive Zusammenarbeit bot den Projektstandorten Zeit und Raum für die Entwicklung von Konzepten und einer schrittweisen Umsetzung. Deutlich wurde dabei: Digitalisierung braucht sowohl die Aufmerksamkeit der Geschäftsführung als auch die Einbindung von Mitarbeitenden und der Zielgruppen, damit sie erfolgreich gelingen kann. Webseminare können auf große Reichweiten stoßen, wenn sie gut in den Arbeitsalltag zu integrieren sind. Dabei stellten sich die Länge von 90 Minuten sowie Termine am Vormittag als ideal heraus.
Mit dem Projektabschluss Ende August 2024 ging die zweijährige Förderzeit zu Ende, die langfristige Perspektive wird aber nicht aus dem Blick fallen. Die angestoßenen Initiativen vor Ort sowie die Angebote der Caritas für das Bistum Münster im Bereich Digitalisierung werden weiter gehen. Dabei soll auch nach der Projektzeit eng mit Mitgliedsorganisationen zusammengearbeitet werden, sowie auf eine starke Vernetzung innerhalb und außerhalb der Caritaswelt gesetzt werden.