Hamburg (epd). Timo ist 46 Jahre alt, sein Leben hat er nicht immer im Griff, wie er selbst sagt. Vor vielen Jahren wollte er mal Koch werden, die Ausbildung brach er ab. Als seine Wohnung in Hamburg abgerissen wurde, zog er in eine Unterbringung für Wohnungslose. Jetzt hat er ein gerade fertiggestelltes Mikro-Appartement bezogen, 25 Quadratmeter für ihn allein. Für Timo die Chance auf einen Neuanfang.
„Das ist schon super. Vorher musste ich mir mit einem zweiten Kollegen ein Zimmer teilen, das etwas kleiner war als diese Wohnung. Dusche und Toilette waren draußen auf dem Gang“, berichtet er von seiner alten Unterkunft.
Eine kleine Küchenzeile, ein Schlafbereich und ein Bad. Die 23 Mikro-Wohnungen sind teilweise noch im Bau. 17 sind bereits bezogen, bis zum 1. Oktober sollen alle fertig sein. Timo ist vor zwei Wochen eingezogen. An den Wänden fehlen teilweise noch Lampen, nackte Drähte ragen heraus. Aber das stört Timo nicht. „Es ist echt befreiend, eigene vier Wände zu haben.“
Gebaut werden die Mikro-Appartements im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, mit der S-Bahn sind es nur gut 15 Minuten in die Innenstadt. Das ist Teil des Konzepts, verrät Patrick Müller-Constantin von der Stiftung Das Rauhe Haus. Die Mieterinnen und Mieter sollen nicht an den Rand gedrängt werden, sondern eine echte Chance bekommen. „Wir wollen diese Menschen für eine Weile supporten und dass sie dann irgendwann, der Liebe wegen, der Arbeit wegen, einer größeren Wohnung wegen, weiterziehen auf einem positiven Weg.“
Das Rauhe Haus ist eine Einrichtung der evangelischen Diakonie. Es bietet für die Bewohner ambulante psycho-soziale Betreuung an und vermittelt dem Bauträger potenzielle Klienten als Mieter. Jede Wohnung unterliegt mindestens 20 Jahre einer Sozialbindung. In den letzten Jahren sind so rund 100 günstige Wohnungen entstanden.
„In Hamburg gibt es nicht genügend Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen. Es fehlt insbesondere dieses kleine Segment, für Menschen, die einen Neustart brauchen“, sagt Patrick Müller-Constantin. Bezahlbarer Wohnraum fehlt in ganz Deutschland, nicht nur in Hamburg. Laut dem Bündnis „Soziales Wohnen“ fehlten Anfang 2024 bundesweit 910.000 Sozialwohnungen. Der Bauträger der Mikro-Appartements, die Firma C2PD, plant bereits weitere Bauprojekte dieser Art.
Timo jedenfalls ist froh, für den Moment eine Bleibe gefunden zu haben. „Ich will jetzt erst mal auf die Beine kommen“, sagt er und lächelt. In ein, zwei Monaten will er sich nach einem Job umsehen, denn „ansonsten fällt einem die Decke auf den Kopf. Ich muss was machen.“ Die Mietverträge für Timo und seine Nachbarn sind unbefristet. So lange wie nötig können sie hier eine Heimat finden, um richtig auf die Beine zu kommen.