München (epd). Wohnraum für 1.100 bis 2.200 überwiegend alleinlebende Personen in mindestens 18 Städten und Landkreisen des Freistaats empfiehlt die „Studie zur Umsetzung des Housing-First-Ansatzes in Bayern“. In Auftrag gegeben hatte die Untersuchung das bayerische Bauministerium. Die Ergebnisse der Studie würden derzeit vom Bau- sowie dem Sozialministerium ausgewertet, heißt es auf Anfrage des Evangelischen Pressedienst (epd). Noch in dieser Legislaturperiode soll ein gemeinsames Pilotprogramm aufgelegt werden.
Die Grundidee von Housing First stammt aus den USA und Kanada: Ein Mensch, der auf der Straße lebt oder in Notschlafstellen unterkommt, braucht, bevor er wieder Arbeit finden und ein geregeltes Leben beginnen kann, eine eigene Wohnung. Der Hilfsansatz sei auf eine „eng abgegrenzte Zielgruppe von Langzeitwohnungslosen mit komplexen Problemlagen ausgerichtet“, heißt es weiter. Die bei der Gesellschaft für innovative Sozialforschung in Bremen in Auftrag gegebene Studie sollte unter anderem die Fragen klären, wie der Freistaat den nötigen Wohnraum zur Verfügung stellen und die soziale Inklusion der Nutzerinnen und Nutzer fördern könne.
Wohnungslose benötigten als besonders ausgegrenzte Gruppe „privilegierte Zugänge zu regulärem und dauerhaftem Individualwohnraum“, heißt es in der Studie. Daher müsse eigens für sie Wohnraum geschaffen werden. Dies könne beispielsweise über den Wohnungsbau durch Kommunen oder durch private Träger, durch die Förderung sozialer Wohnraumagenturen oder durch neues Personal, das zwischen Vermietern und potenziellen Mietern vermittle, geschehen. Es gebe jedoch keine allgemeingültige Strategie für ganz Bayern, da es große Unterschiede zwischen Städten und ländlichem Raum gebe, stellt die Studie fest.
Empfohlen wird ein Housing-First-Programm von 2024 bis 2030 in Kooperation verschiedener Akteure auf Landesebene und auf kommunaler Ebene. Diese sollen mit der Wohnungswirtschaft und den Verbänden der Wohlfahrtspflege zusammenarbeiten. Dass Menschen dauerhaft sicher wohnen können, sei „der entscheidende Hebel für die gelingende Inklusion von wohnungslosen Menschen“. Auch wohnbegleitende Hilfen seien dafür notwendig. Diese könnten über Mittel des bayerischen Aktionsplans „Hilfe bei Obdachlosigkeit“ finanziert werden. Die Menschen sollten außerdem dezentral untergebracht werden und für den Einzug in eine eigene Wohnung nicht in eine andere Gemeinde umziehen müssen.
Einen Bedarf an Housing-First-Projekten sehen die Studienmacher unter anderem in Stadt und Landkreis München, in Nürnberg, Würzburg, Stadt und Landkreis Rosenheim oder Neu-Ulm.