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Wohnen im Diakonissen-Mutterhaus




Das Diakonissenmutterhaus Neuvandsburg in Elbingerode, errichtet im Bauhaus-Stil
epd-bild/Frank Drechsler
Der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband geht mit seinen Mutterhäusern neue Wege: Durch Umbauten entstehen Wohnungen, in die Menschen von außerhalb in die christliche Gemeinschaft einziehen können. Das neue Konzept ist auch eine Reaktion auf den demografischen Wandel.

Marburg, (epd). Diakonissen pflegen einen einfachen Lebensstil, tragen Tracht und leben ehelos in einer christlichen Gemeinschaft. Jetzt stehen die sechs Mutterhäuser, in denen die Diakonissen des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbands (DGD) wohnen und arbeiten, vor einem Umbruch: In den kommenden Jahren wandeln sie sich zu sogenannten „Lebensparks“. Durch Umbauten entstehen derzeit 40 Wohnungen für Menschen, die in die Gemeinschaft einziehen und das neue Konzept aktiv mitgestalten wollen.

Mutterhäuser betreibt der DGD in Lemförde, Elbingerode, Marburg, Velbert, Neustadt-Lachen und Gunzenhausen. Verschiedene Standorte hätten sich bereits auf den Weg gemacht, erklärt der Berater für Kommunikation und Marketing, Michael Stöckmann. In Elberingerode im Harz und in Velbert seien bereits Wohnungen fertig. Im Diakonissen-Mutterhaus Hebron in Marburg werden die oberen Etagen und in Lemförde die Gründungsvilla umgebaut. „Es gibt Bewerbungen und an einigen Stellen sind schon Mieter eingezogen.“ Am 1. Juli gründete sich eine DGD-Lebenspark-Dachgenossenschaft.

Vor zwei Jahren fiel die Entscheidung zu Umbauten

Neue Wege sind nötig, weil die Lebensform der Diakonissen in ihrer traditionellen Ausgestaltung wahrscheinlich keine Zukunft hat. Es gebe immer weniger Diakonissen, berichtet Stöckmann: „Der Altersdurchschnitt in den Häusern beträgt 80 Jahre.“ Schwesternzimmer und Gottesdienstsäle standen leer. „Vor zwei Jahren haben wir uns entschieden, die Häuser zu Lebensparks umzubauen.“

Das erste Diakonissenhaus entstand 1836 in Kaiserswerth bei Düsseldorf für Frauen, die als Krankenschwestern arbeiteten und eine Heimat, einen geistlichen Rückhalt brauchten. Einen Beruf ergreifen und ohne Familie leben - das war damals für Frauen undenkbar. Die Lebensform Diakonisse stammt aus einer Zeit, in der Frauen vieles verschlossen war. Jetzt tragen die verbliebenen 500 Schwestern den neuen Weg mit. Beschlüsse in den Mitgliederversammlungen fielen Stöckmann zufolge fast alle einstimmig.

„Bewusst christlich geführte Häuser“

Das Konzept will auch eine Antwort geben auf den demografischen Wandel und zunehmende Einsamkeit im Alter. In den Häusern sollen die neuen Mitbewohner Gemeinschaft und gegenseitige Fürsorge finden. Vor allem in der Aufbauphase sucht der DGD Leute, die sich einbringen. Das kann Rasenmähen sein oder ein soziales Projekt, Musikunterricht oder ein Computerkurs. Auf der Website wird betont: „Lebensparks sind bewusst christlich geführte Häuser.“ Zum Angebot gehören Andachten und Gottesdienste, Seelsorge, Bibelkreise und evangelistische Vorträge.

Neue Bewohnerinnen und Bewohner können als Mieter einziehen oder Genossenschaftsanteile erwerben. Es entstehen Wohngemeinschaften ebenso wie Wohnungen mit hundert Quadratmetern. Die Mieten seien so gerechnet, „dass Durchschnittsbürger sie sich leisten können“, versichert Stöckmann.

40 Wohnungen sind zu belegen

In einem Jahr, kalkuliert der DGD, werden voraussichtlich die meisten der 40 Wohnungen belegt sein. Es gibt Planungen für Neubauten, etwa in Velbert, zuerst werden aber bestehende Häuser verändert. Der DGD überlegt außerdem, Verwaltungsgebäude in guter Lage umzubilden.

In jedem Haus existieren laut Stöckmann entweder Altenpflegeeinrichtungen oder mobile Pflegedienste, teilweise gehören Kliniken dazu. Manche Häuser haben Schwimmbäder oder Buch-Cafés, andere liegen in wunderschöner Natur. in Velbert befinden sich drei Schulen auf dem Gelände und schaffen „ein Flair von mitten im Leben“.

Stefanie Walter