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Expertin: Wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser ist "bedrohlich"



Karlsruhe (epd). Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser ist nach Ansicht von Caroline Schubert, Vorständin der ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe, bedrohlich. Auch die Kliniken in der Region Karlsruhe litten seit 2022 unter Kostensteigerungen, die weder vom Bund noch vom Land Baden-Württemberg ausreichend gegenfinanziert würden, sagte Schubert im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Während der Corona-Pandemie hätten die staatlichen Hilfen viele Häuser „getragen“, berichtete die Krankenhaus-Managerin. Jetzt überrolle die Inflation die Kalkulation. Sprunghaft angestiegen seien mangels Ausgleichszahlungen vor allem Personal- und Sachkosten. Hinzu kämen gesunkene Patientenzahlen nach Corona sowie ein neuer Bewertungsmodus für erbrachte Leistungen trotz weiter bestehender Fixkosten. „Da schieben wir einen riesigen Sockel vor uns her“, sagte Schubert. Die Lücke im Etat bezifferte sie auf einen zweistelligen Millionenbetrag für die Jahre 2022, 2023, und 2024.

„Wettlauf gegen die Zeit“

Schubert sprach von einem „Wettlauf gegen die Zeit“. Bereits 2025 bekämen 80 Prozent der deutschen Kliniken massive finanzielle Probleme. Die Vorständin forderte kurzfristige Unterstützungsleistungen vom Bund und vom Land, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung gewährleisten zu können.

Bereits jetzt würden teilweise Stationen geschlossen, weil Personal fehle. Operationen würden verschoben, weil Schichten knapp besetzt seien, also nur mit einem Ärzteteam. Zudem habe der Gesetzgeber vorgegeben, dass kleinere Operationen - wenn möglich - in ambulanten Zentren und nicht stationär ausgeführt werden sollten.

Probleme in der Notaufnahme

Weiter verwies Schubert auf die zeitweise „extrem angespannte Situation“ in den Notaufnahmen. Nach der Klinikreform in Karlsruhe, in deren Folge aus der Fusion des Diakonissenkrankenhauses und der St. Vincentius Kliniken die ViDia Christliche Klinken entstanden, gibt es nur noch zwei Notaufnahmen für die 310.000 Einwohner-Stadt. Bis 2016 waren es noch vier Anlaufstellen für Akutfälle.

Laut dem Referentenentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit für eine große Krankenhausreform soll die bisherige Finanzierung der Krankenhäuser durch die Krankenkassen grundlegend umgestellt werden. Grundlage der Finanzierung durch die Krankenkassen sollen sogenannte „Leistungsgruppen“ sein. Bundesweit soll damit die Qualität der Behandlung durch gleiche Standards sichergestellt werden. Zusätzliches Geld für Kliniken ist ab 2027 jährlich vorgesehen etwa für die Bereitstellung von Kindermedizin-, Geburtshilfe-, Schlaganfall- und Intensivstationen. Auch Unikliniken sollen mehr Geld bekommen. Bis dahin jedoch bräuchten die Klinken eine kurzfristige Finanzspritze, um überleben zu können, sagte Schubert.

Susanne Lohse