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Bundesregierung

Gleichwertigkeitsbericht: Regionale Unterschiede werden kleiner



Das Einkommen ist hier besser, der Weg zur Schule aber dort kürzer: In Deutschland lebt es sich je nach Region ziemlich unterschiedlich. Das belegt auch der neue Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung. Die Unterschiede werden aber kleiner.

Berlin (epd). 226 Seiten stark ist der Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung, mit vielen Karten, Grafiken und Tabellen versehen. Die Fachleute von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) haben erhoben, wie unterschiedlich die Lebensbedingungen in Deutschlands Regionen sind. Am 3. Juli legten sie den Bericht vor. Das Fazit: Es gibt nach wie vor Unterschiede, mitunter auch starke, insgesamt nähern sich die Bedingungen in Städten und Landeskreise im Osten, Norden, Westen und Süden der Bundesrepublik aber an.

Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse habe sich insgesamt verbessert, sagte Habeck (Grüne). Für den Bericht wurden Strukturdaten der 400 deutschen Landkreise und Städte anhand von 38 Indikatoren in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge sowie Klima und Umwelt ausgewertet. Bei 27 dieser Gradmesser gab es den Angaben zufolge in den vergangenen Jahren eine Annäherung. Das gilt etwa für das kommunale Steueraufkommen, die Lebenserwartung, die Feinstaubbelastung oder die Arbeitslosenquote.

Habeck: Strukturschwächere Regionen haben aufgeholt

Der Bericht zeige dabei eine Angleichung nach oben, strukturschwächere Regionen hätten also aufgeholt, erläuterte Habeck. In sieben anderen Bereichen, etwa bei der Wohngebäudedichte, den vorhandenen Kita-Plätzen oder dem Altenquotienten sind die regionalen Unterschiede dagegen größer geworden. Bei vier Indikatoren gab es keine messbaren Veränderungen.

Einige der Grafiken im Bericht zeigen dabei immer noch eine deutliche Ost-West-Grenze - im Positiven wie im Negativen. Die durchschnittlichen Einkommen sind im Osten niedriger, die Kita-Angebote deutlich besser als im Westen. Andere zeigen andere Grenzen: So ist die Zahl der Straftaten pro 1.000 Einwohner beispielsweise im Süden geringer. Bei manchen Indikatoren ist Deutschland ein bunter Flickenteppich, etwa bei der Erreichbarkeit medizinischer Einrichtungen oder der Zahl der Hausärzte.

31.000 Interviews ausgewertet

Eine gute Gesundheits- und Pflegeversorgung, bezahlbarer Wohnraum, Sicherheit und ein guter Zustand von Umwelt und Natur sind den Deutschen am wichtigsten, wenn sie ihre Lebensqualität beurteilen. Das ergab eine zusätzliche Bevölkerungsumfrage für den Bericht. Neben den objektiven Daten wollte die Bundesregierung damit das subjektive Zufriedenheitsgefühl der Bevölkerung erforschen. Rund 31.000 Interviews wurden dafür den Angaben zufolge ausgewertet.

Den Ergebnissen zufolge sind im Durchschnitt 28 Prozent der Deutschen „überdurchschnittlich“, 43 Prozent „durchschnittlich zufrieden“, 28 Prozent „unterdurchschnittlich zufrieden“ mit ihrer Lebenssituation. Die meisten unzufriedenen Menschen leben demnach in dünn besiedelten Regionen. In Großstädten sind wiederum die wenigsten Menschen „überdurchschnittlich“, sehr viele aber „durchschnittlich zufrieden“.

Konflikt zwischen objektiven Daten und subjektiven Gefühlen

Und nicht immer passen objektive Daten und subjektives Gefühl zusammen: Längst nicht alle Menschen im Osten Deutschlands sind zufrieden mit dem Angebot der Kinderbetreuung, obwohl es dort flächendeckend objektiv besser ist als im Westen. In Bayern sind viele Menschen mir Kita-Situation zufrieden, obwohl sie objektiv im Vergleich nicht gut ist.

Analysiert wurde für den Bericht auch die Förderpolitik des Bundes zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse. 2022 wurden den Angaben zufolge 4,2 Milliarden Euro über das „Gesamtdeutsche Fördersystem für strukturschwache Regionen“ ausgegeben. Etwas mehr als die Hälfte der öffentlichen Mittel ging in ostdeutsche Kreise, der andere Teil in strukturschwache Regionen im Westen, vorrangig in Norddeutschland, ins Ruhrgebiet, nach Rheinland-Pfalz, ins Saarland und Regionen entlang der bayerischen Grenze nach Tschechien.

Faeser sagte, der Bericht zeige, dass die Förderpolitik zielgenau sei. Förderprogramme könnten aber flexibler und unbürokratischer gestaltet werden. Unter anderem darüber soll auf Grundlage des Berichts nun weiter beraten werden.

Corinna Buschow