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Freiwilligendienste: Jugendhilfeträger schreiben Brief an Regierung



Berlin (epd). Mehr als 50 Träger aus der Jugendhilfe und von Freiwilligendiensten haben in einem Offenen Brief an die Bundesregierung davor gewarnt, dass die Rotstift-Politik zulasten junger Menschen gehe. Sie wollen laut Mitteilung vom 18. Juni darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, in die Zukunft der künftigen Generationen zu investieren. Die geplanten Einsparungen, etwa bei den Freiwilligendiensten, würden „erhebliche gesellschaftliche Folgekosten nach sich ziehen“.

Im Mittelpunkt steht für die Unterzeichner die Frage nach der Zukunft der Gesellschaft und der Rolle, die junge Menschen darin spielen. Für junge Menschen sei es wichtig, Demokratie selbst zu machen und Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Das bietet die Kinder- und Jugendhilfe, etwa in Jugendverbänden, in Sportvereinen, in Jugendzentren, in Bildungsstätten, bei internationalen Begegnungen, in Freiwilligendiensten oder in Selbstvertretungen junger Menschen, die in stationären Einrichtungen aufwachsen.

Rechtsruck bei den Europawahlen

„Nicht zuletzt die Europawahl hat gezeigt, dass der Demokratiemotor Kinder- und Jugendhilfe nicht kaputt gespart werden darf: Denn überall in Europa ist zu beobachten, dass der Rechtsruck mit der Schwächung zivilgesellschaftlicher Strukturen einhergeht“, sagte die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe (AGJ), Franziska Porst, für die „InitiativeKJP“, die den Brief geschrieben hat. Zur Stärkung der individuellen und gesellschaftlichen Resilienz junger Menschen in krisenhaften Zeiten komme deswegen der verlässlichen Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe eine wichtige Rolle zu.

Diese Infrastruktur wird über den Kinder- und Jugendplan (KJP) des Bundes, dem zentralen Förderinstrument des Bundes für die Kinder- und Jugendhilfe, finanziert. Aufgrund der gerade debattierten strikten Sparvorhaben für alle Ressorts, also auch das Familienministerium, stehe die Förderung und Existenz zivilgesellschaftlicher Strukturen auf dem Spiel.

Kürzungen betreffen auch den Kinder- und Jugendhilfeplan

Bei Kürzungen in den Programmtiteln des Familienministeriums würden auch die über den Kinder- und Jugendplan des Bundes geförderte Kinder- und Jugendhilfe sowie die Freiwilligendienste empfindlich getroffen. „Eine wegbrechende Infrastruktur wird langfristig nicht ersetzbar sein und wird die Demokratie schwächen. Hier ist also gesamtgesellschaftlich viel mehr zu verlieren, als fiskalisch zu gewinnen ist,“ so Porst. „An den Leistungen und Angeboten für junge Menschen zu kürzen - all das paradoxerweise unter Verweis auf eine generationengerechte Haushaltspolitik - wäre zutiefst kurzsichtig“, heißt es in dem Schreiben.

Die initiativeKJP wurde 2023 vor dem Hintergrund drohender Kürzungen des KJP ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, dieses zentrale Förderinstrument der Kinder- und Jugendhilfe auf Bundesebene langfristig und nachhaltig zu stärken. In der Initiative sind sieben bundesweit tätige Verbände zusammengeschlossen.