Berlin (epd). Der Vorsitzende des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD), Ingo Habenicht, unterstützt die Idee eines sozialen Pflichtdienstes: „Die jüngsten Wahlergebnisse unter jungen Menschen zeigen, dass wir mehr tun müssen, um den sozialen Zusammenhalt zu fördern und Tendenzen der Ausgrenzung entgegenzutreten.“ Statt einer diskutierten Wehrpflicht für Männer sei eine Dienstpflicht für alle zielführender und zeitgemäßer, sagte der Vorstandschef am 17. Juni in Berlin.
Der starke Rückgang der freiwillig Wehrdienstleistenden nach Aussetzung der Wehrpflicht sei ein Beleg dafür, dass man mit Freiwilligkeit alleine nicht das gewünschte Ziel erreichen könne. Es sei zudem nicht nachvollziehbar, dass 600.000 junge Menschen in Deutschland derzeit weder studieren, in Ausbildung sind oder einer Beschäftigung nachgehen. „Hier liegt Potenzial brach, was wir im sozialen Sektor dringend benötigen könnten. Ein Pflichtdienst könnte auch für diese Gruppe neue Horizonte eröffnen“, begründete Habenicht seine Forderung.
Alternativ oder ergänzend seien auch längere Praktika während der schulischen Ausbildung inklusive der Ferien denkbar. „Die Solidargemeinschaft ist keine Einbahnstraße, in der ich nur Leistungen empfange. Wir müssen die junge Generation fordern und fördern, damit sie ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft finden kann - eine Sehnsucht, die auch in der aktuellen Sinus-Studie benannt wird.“
„Eine Tätigkeit in der Alten-, Pflege- oder Wohnungslosenhilfe, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen oder Geflüchtete bis hin zur Kita kann eine hilfreiche Orientierung für die spätere Berufswahl darstellen“, betonte Habenicht. Grundlegend sei jedoch, dass zur Finanzierung dieser Angebote ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Die Tatsache, dass bei den bestehenden Freiwilligendiensten aufgrund der angespannten Haushaltslage der Rotstift angesetzt werden muss, könnte noch fatale Auswirkungen haben, sagte der VdDD-Chef.