sozial-Branche

Umfrage

Frauenbeauftragte in Förderwerkstätten sind stark belastet



Holzminden (epd). Studierende des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit an der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen der HAWK in Holzminden haben mit einer bundesweiten Fragebogenaktion erstmals Informationen über die Arbeitsbedingungen von Frauenbeauftragten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) gesammelt. „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Frauen-Beauftragten für viele Themen Ansprechpartnerinnen sind. Sie zeigen aber auch, dass die rechtlichen Vorgaben zur Arbeit der Frauenbeauftragten nicht an allen Stellen umgesetzt werden und die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit noch besser ausgestaltet werden sollten“, heißt es in einer Mitteilung.

„Dieses Projekt hat uns nicht nur einen tiefen Einblick in die tatsächlichen Arbeitsbedingungen von Frauenbeauftragten gegeben, sondern den Studierenden auch die Gelegenheit geboten, direkt an der Verbesserung dieser Bedingungen mitzuwirken und dabei Forschung anhand eines praxisnahen Themas zu erlernen“, erklärte Professorin Viviane Schachler, die das Projekt leitete.

Interessenvertretung seit 2017 rechtlich bindend

Die Frauenbeauftragten sind seit 2017 als Interessenvertretung der weiblichen Beschäftigten in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen vorgesehen, um vor dem Hintergrund der hohen Gewaltbetroffenheit von Frauen mit Behinderungen und anderer Benachteiligungen eine niedrigschwellige Anlaufstelle zu schaffen.

Die HAWK forschte in Zusammenarbeit mit dem Bundes-Netzwerk der Frauen-Beauftragten in Einrichtungen „Starke-Frauen-machen“. Den Angaben nach wurde so eine bisherige Forschungslücke geschlossen und eine wichtige Datengrundlage zu den Frauenbeauftragten in Werkstätten geliefert.

Die Studierenden erstellten einen Fragebogen in einfacher Sprache, den sie an alle 731 anerkannten WfbM in Deutschland verschickten. Insgesamt 392 Fragebögen erhielten sie zurück. Die Erhebungsbeteiligung von 53 Prozent zeige, dass ein erhebliches Interesse an der Befragung von Seiten der Frauenbeauftragten bestehe, hieß es.

Oft fehlt es an Stellvertreterinnen

So hat jede fünfte Frauenbeauftragte keine Stellvertreterin, obwohl das gesetzlich vorgesehen ist, und die vorgegebenen monatlichen Treffen der Frauenbeauftragten mit der Werkstattleitung finden nur in 44 Prozent der befragten Werkstätten statt. Beachtenswert sei auch, dass sich ein Viertel der Frauen-Beauftragten durch die Arbeit belastet fühlt. Bei den notwendigen Veränderungen, die sich Frauenbeauftragte für ihre Arbeit wünschen, nannten sie am häufigsten konkrete Mitbestimmungsrechte.

Nicole Burek, Vorstandsvorsitzende vom Bundes-Netzwerk der Frauen-Beauftragten begrüßte das Vorliegen einen handfesten Datengrundlage: „Endlich wissen wir mehr darüber, wie es um die Arbeitsbedingungen der Frauenbeauftragten steht und können daraus gezielte Forderungen an die Politik und an die Werkstätten ableiten“.