Düsseldorf (epd). Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und die Pflegekammer NRW warnen wegen des Personalmangels in der Pflege vor einer Überforderung der Kinderklinken. Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten, wenn Infektionswellen Hochsaison haben, sei „eine deutliche Überlastung der Kinderkliniken“ zu erwarten, teilten die Pflegekammer und die Fachgesellschaft am 23. Mai in Düsseldorf mit. Besonders angespannt sei die Lage in der medizinischen Versorgung von Neugeborenen sowie der Versorgung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen.
In einer gemeinsamen Verlautbarung fordern die Pflegekammer und die DGKJ deshalb unter anderem engere Absprachen zwischen Ärzten und Pflegefachkräften. Vor allem von den Ärztinnen und Ärzten auf den Stationen müsse eine „engere Abstimmung mit den Pflegefachpersonen“ darüber erreicht werden, wann das Limit von Neuaufnahmen erreicht sei. „Niemand möchte Eltern mit ihren Kindern wieder nach Hause schicken“, sagte Petra Coenen, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kinderkrankenpflege der Pflegekammer NRW. Aber gute pflegerische Versorgung müsse gewährleistet sein. „Eine Neuaufnahme ist keine rein medizinische Entscheidung, sondern auch eine pflegerische“, betonte sie.
Digitale Personalmanagementkonzepte könnten helfen, Belegungs- und Auslastungskapazitäten transparent darzustellen und den Entscheidungsprozess zu unterstützen. Sinnvoll sei es zudem, in Zeiten hoher Infektionslagen die Verweildauer der Patienten anzupassen, ohne dass es dabei zu finanziellen Nachteilen für die Kliniken kommt, heißt es in der Verlautbarung.
Darüber hinaus fordern Pflegekammer NRW und DGKJ, die ambulante Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter auszubauen. Auch die Praxen seien häufig so überlastet, dass Kinderärztinnen und -ärzte die Patientinnen und Patienten in die nächste Kinderklinik überwiesen, „obwohl das medizinisch nicht immer notwendig ist“, betonte die Präsidentin der Pflegekammer NRW, sagte Sandra Postel. Hier sei eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen ambulanten Einrichtungen, Kinderärzten und Versorgungszentren erforderlich.