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Umfrage: Pflegekräfte wollen mehr Verantwortung




Eine Pflegekraft saugt Schleim aus der Luftröhre einer Patientin auf einer Wachkomastation.
epd-bild/Werner Krüper
Das neue Pflegekompetenzgesetz soll professionellen Pflegekräften mehr Eigenverantwortung und Kompetenzen bringen. Die Pflegeberufsverbände begrüßen das Vorhaben der Bundesregierung, fordern aber zugleich bessere Rahmenbedingungen.

Berlin (epd). Eine überwiegende Mehrheit der professionellen Pflegekräfte (84 Prozent) erfährt einer Umfrage zufolge den Pflegeberuf als sinnstiftend. 59 Prozent von ihnen würden den Beruf wieder ergreifen, geht aus einer am 7. Mai vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) veröffentlichten Umfrage hervor. Die Online-Umfrage „Pflege, wie geht es dir?“ unter mehr als 6.000 beruflich Pflegenden fand vom 1. bis 31. März statt. Sie soll ab sofort jährlich erfolgen, teilte der DBfK mit.

DBfK-Bundesgeschäftsführerin Bernadette Klapper nannte es „bemerkenswert“, dass 68 Prozent der Befragten sich eine Ausweitung ihrer Kompetenzen wünschen und 78 Prozent angaben, dass sie bereit seien, mehr Verantwortung zu übernehmen. „Das zeigt sowohl die enorme Verbundenheit mit dem Pflegeberuf als auch die hohe Motivation der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen“, sagte Klapper.

Nachdenken über Berufsausstieg

In der Befragung gaben 28,8 Prozent der Teilnehmenden an, oft - das heißt mehrfach im Monat, wöchentlich oder gar täglich - über einen Berufsausstieg nachzudenken. Der Wert lag in den vergangenen Jahren regelmäßig um die 30 Prozent. „Wir sehen allerdings, dass diejenigen, die laut Umfrage ihre Kompetenzen im Berufsalltag nicht vollständig einbringen können, sogar mit 46 Prozent überdurchschnittlich oft an einen Berufsausstieg denken“, sagte Klapper.

„Wir haben die Teilnehmenden auch danach gefragt, ob neue berufliche Rollen wie die der Advanced Practice Nurses in Pflegeeinrichtungen oder Kliniken, Community Health Nurses in Primärversorgungszentren oder im Gesundheitsdienst, Schulgesundheitspflege oder die Pflegeexpertin mit Fachweiterbildung und einem erweiterten Verantwortungsbereich für sie interessant wären - das Interesse ist mit bis zu 48 Prozent sehr groß“, erklärte die Verbands-Chefin. Diejenigen, die kein Interesse an den genannten Rollen haben, gaben nach den Angaben zu 40 Prozent an, dass sie mit ihrer aktuellen Rolle zufrieden seien. 37,5 Prozent sagten, mehr Verantwortung zu übernehmen, „lohnt sich finanziell nicht“. Vor dem Hintergrund des geplanten Pflegekompetenzgesetzes zeigt das laut Klapper: „Wir sind bereit für eine Erweiterung unserer Kompetenzen und für mehr Verantwortung, wenn die Bedingungen stimmen. Wir sind aber auch bereit, den Beruf zu verlassen, wenn unser Können und unsere Motivation weiterhin ignoriert werden.“

Bürokratieabbau in vielen Prozessen

Die Bundesregierung will noch vor der Sommerpause das sogenannte Pflegekompetenzgesetz verabschieden. Mehr Eigenverantwortung und Kompetenzen sollen den Beruf attraktiver machen. Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) begrüßt das Vorhaben und fordert, hierfür die Rahmenbedingungen zu verbessern. Barbara Dietrich-Schleicher, die Vorsitzende des Verbandes, sagte am 7. Mai in Berlin: „Pflegefachkräfte müssen endlich das ausüben dürfen, was sie in ihrer Ausbildung gelernt haben. Ihre Kompetenz ist gesetzlich zu verankern, damit sie noch stärker gemäß ihrer Qualifikation arbeiten können. Dies kann zu einem Bürokratieabbau in vielen Prozessen führen und damit entlasten.“

Die Eckpunkte des Gesetzes sehen unter anderem vor, dass Pflegefachkräfte künftig in den Pflegebegutachtungsprozess eingebunden werden. Durch die Übertragung der Pflegebegutachtung könnten bürokratischen Hürden wie Nachweispflichten an den Medizinischen Dienst deutlich reduziert werden, sagte die VKAD-Vorsitzende. „Das wäre gut für die Menschen und gut für mehr Effizienz im Gesundheitssystem.“

Gleichwohl dürfe nicht die Erwartung geweckt werden, dass Pflegefachkräfte neue Aufgaben zusätzlich leisten. Der VKAD mahnt daher an, entlastende Maßnahmen parallel anzugehen. Insbesondere im Ausbildungsbereich müssten wichtige Vorhaben endlich angestoßen werden: „Die generalistische Pflegeassistenzausbildung muss kurzfristig bundesweit umgesetzt werden, um mehr Menschen einen niederschwelligen Einstieg in den Beruf zu ermöglichen. Zudem brauchen wir dringend mehr Ausbildungsplätze. Hier sind Bund und Länder gefragt, die Finanzierung sicherzustellen“, sagte Dietrich-Schleicher.

Markus Jantzer


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