Mannheim (epd). Die Leistungen der Pflegeversicherung wie Pflegegeld und Rentenpunkte helfen privat Pflegenden, ihnen entstehende Nachteile am Arbeitsmarkt größtenteils auszugleichen. Allerdings senkten sie auch die Anreize zu arbeiten, wie Wissenschaftler des ZEW Mannheim und RWI Essen in einer empirischen Studie herausfanden. Die Erhebung basiert den Angaben nach auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Hierbei wurde die Gruppe der 55- bis 67-jährigen Frauen ausgewählt, weil diese in der Regel noch in der Lage ist, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu sein und zwei Drittel der privaten Pflegeleistungen erbringt.
Zum Forschungshintergrund heißt es: "In Zukunft müssen immer mehr Menschen in Deutschland gepflegt werden. Meist sind es Angehörige und Freunde, die sich um pflegebedürftige Personen kümmern. Das verursacht immense Kosten aufgrund geringerer Arbeitsstunden, Einkommen und Renten. Die Forschenden wollten daher wissen, ob die Kassenleistungen die persönlich entstehenden Nachteile kompensieren können. Denn die familiäre Pflege hat immense persönliche Kosten auf dem Arbeitsmarkt zur Folge. Arbeitszeiten werden reduziert bis hin zum Verlassen des Arbeitsmarkts. Das wirkt sich negativ auf das Einkommen und die spätere Rente aus.
„Ohne die Leistungen der Pflegeversicherung würde viel weniger Pflegearbeit geleistet. In einer alternden Gesellschaft, die zudem mit einem Fachkräftemangel in der Pflege zu kämpfen hat, ist das essenziell“, urteilte Björn Fischer, Ko-Autor der Studie und Junior Research Associate am ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“. Die persönlichen Kosten der Pflege seien jedoch immens.
Deswegen ist es nach seinen Worten auch weiterhin wichtig, dass die Pflegeversicherung die persönlichen Nachteile auf dem Arbeitsmarkt und der Rente weitestgehend ausgleicht. "Die Politik sollte die Pflegeversicherung unbedingt beibehalten. Schließlich ist es sinnvoll, diejenigen zu unterstützen, die die Pflegebedürftigen bereits kennen und freiwillig Hilfe leisten. Sonst bräuchte es viel mehr Fachkräfte.
In Deutschland werden 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen daheim versorgt. Davon werden wiederum 80 Prozent vor allem von Angehörigen und Freunden gepflegt. Mit rund zwei Drittel leisten Frauen den größten Anteil der privaten Pflege. Dabei hat die Pflege immense persönliche Kosten auf dem Arbeitsmarkt zur Folge. Pflegegelder und Rentenpunkte der Pflegeversicherung fangen einen großen Teil der kurzfristigen und langfristigen persönlichen Arbeitsmarktkosten der Pflege auf. Auch für die Gesellschaft entstehen durch die private Pflege Kosten, da kurz- aber auch langfristig weniger (Erwerbs-)Arbeitsstunden geleistet werden. Zusätzlich erhöhen auch die Leistungen der Pflegeversicherung die gesamtgesellschaftlichen Kosten, da sie auch die Arbeitsanreize reduzieren.