sozial-Branche

Armut

"Mittwochstisch" der Kirche bietet Kindern eine warme Mahlzeit




Ein Mädchen malt beim "Mittwochstisch".
epd-bild/Susanne Lohse
Die evangelische Kirche in Mannheim bietet Kindern im Stadtteil Waldhof einmal pro Woche ein warmes Mittagessen. Der "Mittwochstisch" ist ein ganzjähriges, kostenfreies Angebot. Danach werden die Kinder betreut und haben Gelegenheit zu freiem Spiel.

Mannheim (epd). Immer wieder mittwochs ist die evangelische Pauluskirche im Mannheimer Stadtteil Waldhof Treffpunkt für Kinder. Die Sechs- bis Zehnjährigen kommen aus der benachbarten Waldhofschule und der Johannes-Gutenberg-Schule, einer Grund- und einer Förderschule,- zum „Mittwochstisch“. Ähnlich wie bei der Kindervesperkirche im Dezember erhalten benachteiligte Kinder hier ein warmes Mittagessen und Spielangebote. Allerdings nicht nur für zwei Wochen, sondern ganzjährig - bis auf die Schulferien.

Das nachhaltige Angebot in der Jugendkirche sei für viele Kinder zu einer Art „Heimat“ geworden, sagt Svenja Hauseur. Die Stadtjugendreferentin und Leiterin des „Mittwochstisches“ freut sich, wenn „ihre Mittwochstischkinder“ nach Jahren als hochgeschossene Jugendliche wieder vorbeischauen. „Es ist ein Stadtviertel, in dem viele Kinder nichts Warmes zum Mittagessen bekommen“, weiß sie.

Gesund und nährstoffreich

Heute warten 60 dampfende Portionen Kartoffeln, Spinat und Omelett, das so groß ist wie ein Pfannkuchen, auf die hungrigen Esser. Dazu gibt es Gurkenhäppchen als Vor- und Äpfel zur Nachspeise. Dass das „Essen gesund ist und nährstoffreich“, darauf legt Hauseur Wert.

Eine Neunjährige kommt als Erste zur Essensausgabe. Die ehrenamtlichen Küchenhelferinnen Robinah Fulst und Iris Schäfer kennen sie. Von Beginn an, seit 2008, unterstützen die beiden Frauen den „Mittwochstisch“. Die Kinder heute trauten sich mehr, seien weniger zurückhaltend als früher und es kämen mehr Migrantenkinder, beobachten sie. Die Essensausgabe übernehmen Fulst und Schäfer gerne. „Das Team passt. Wir tun etwas gegen Kinderarmut“, sind sie sich einig. Man merke, wer zu Hause wenig zu essen bekommt, sagen die Helferinnen. „Sie essen, ohne zu fragen, was es gibt“, ist ihre Erfahrung.

Außer dem Küchenteam unterstützen ehrenamtliche Seniorinnen und ein Freiwilligendienstleister (FSJ) den „Mittwochstisch“. Sie betreuen die Kinder bei den Hausaufgaben, spielen oder unterhalten sich mit ihnen. „Das kommt nämlich meistens zu kurz und ist sehr wertvoll“, betont Hauseur. Alle zwei Wochen kommt eine Kunstpädagogin. Es gibt Spielmöglichkeiten im Innen- und im Außenbereich. Besonders beliebt ist der Spielteppich mit unzähligen Legosteinen, wo nach Herzenslust gebaut werden kann.

„Die Kinder sind total gerne hier“

Mittlerweile ist die Neunjährige fertig mit Essen. Zielstrebig geht sie zum Maltisch. Dort hat die Kunstpädagogin Susanne Bullacher Farben, Papier und Beispielbilder vorbereitet. „Nass in nass“ ist die Technik, die gerade angesagt ist. Anders als beim Zeichnen mit Kreide seien exakte Formen bei der Aquarellmalerei nicht möglich, erklärt Bullacher. Mit geschultem Blick begleitet sie die Kinder beim Malen. „Malen soll Freude machen“, sagt die Kunstpädagogin und fragt: „Was hat gerade dieses Bild Schönes?“ Am Tisch haben sich inzwischen weitere Kinder niedergelassen. Sie malen einen Regenbogen, eine Wiese, was immer ihre Fantasie ihnen eingibt. „Ich habe schon auf dem Kunstmarkt gemalt“, sagt die begeisterte neunjährige Künstlerin und trägt mit sicherem Pinselstrich gelbe, orange, blaue und lila Farbe auf das Blatt Papier auf.

Der „Mittwochtisch“ ist ein offenes, kostenloses Angebot. Wer angemeldet wurde, darf kommen. „Die Kinder sind total gerne hier“, sagt Hauseur. Sie schätzten das gemeinsame Mittagessen, die Zuwendung und die Freundschaften, die über die Grundschulzeit entstanden sind. Die Kinder aus dem Stadtteil Waldhof hätten viele Schicksale und zeigten teilweise auch besonderes Verhalten, berichtet Hauseur. Sie betrachte es als ihre Aufgabe, die Kinder „beim groß werden“ zu begleiten, sagt die Stadtjugendreferentin und ergänzt: „Man muss sie einfach lieben.“

Susanne Lohse