Berlin (epd). Einer Studie des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR) zufolge gibt es in der freiwilligen Hilfe für Geflüchtete noch viel ungenutztes Potenzial. Unter der Überschrift „Motive und Motivation in der Flüchtlingshilfe - Ergebnisse einer Befragung zum freiwilligen Engagement“ hat der wissenschaftliche Stab des SVR 2.500 Personen befragt, ob und aus welchen Motiven sie sich für Flüchtlinge einsetzen oder auch nicht, heißt es in einer Mitteilung vom 16. April. Von allen Ehrenamtlern, die bislang noch nicht in der Flüchtlingshilfe tätig sind, können sich demnach etwa drei von zehn einen solchen freiwilligen Einsatz vorstellen.
Und auch bei den bisher noch nicht freiwillig Aktiven gibt es einen Anteil von Personen, die grundsätzlich zum Engagement für Geflüchtete bereit sind. „Von allen Befragten insgesamt könnte sich damit etwa jede vierte Person ein solches Engagement vorstellen“, sagte Nora Storz, Co-Autorin der Studie. Auf Grundlage der Studienergebnisse sollen Handlungsempfehlungen für künftige Mobilisierungsstrategien, die sich an Politik und Verwaltung in den Kommunen sowie an Arbeitgebende, Verbände und zivilgesellschaftliche Organisationen vor Ort richten, erarbeitet werden.
Um herauszufinden, wie aus einer grundsätzlichen Bereitschaft tatsächliches Engagement werden kann, wurden in der Studie auch verschiedene politikrelevante Einstellungen der Befragten untersucht. „Befragte, die sich für Politik interessieren, engagieren sich häufiger in der Flüchtlingshilfe oder sind eher zu einem solchen Engagement bereit als Befragte, die weniger Interesse an Politik haben“, erläuterte Storz.
Die Motive für Freiwilligenarbeit seien vielfältig und könnten je nach Ressourcen und Interessen der Ehrenamtlichen variieren. Auffällig sei aber, dass Engagierte und Engagementbereite in der Flüchtlingshilfe deutlich altruistischer eingestellt sind als Befragte, die ein solches Engagement nicht ausüben wollen.
„Viele Freiwillige in anderen Bereichen suchen vor allem einen Ausgleich zu Alltag und Beruf oder sie engagieren sich aus sozialen Motiven, etwa weil ihre Freunde auch ehrenamtlich tätig sind“, erläuterte Alex Wittlif, Co-Autor der Untersuchung. „Engagierte in der Flüchtlingshilfe ziehen ihre Motivation vor allem aus der Sorge um andere Menschen. Viele haben einen hohen politischen Gestaltungsanspruch. Gleichzeitig spielen aber auch bei ihnen eigennützige oder selbstbezogene Motive eine Rolle: Das Erlernen neuer Fähigkeiten durch Engagement in der Flüchtlingshilfe ist zum Beispiel ein solches Motiv.“
Ursachen, die ein Engagement verhindern, gibt es den Angaben nach viele. „Zeitmangel ist einer der häufigsten Gründe, den Personen dafür angeben, warum sie sich nicht engagieren“, so Wittlif. Zudem gäben 20 Prozent der Engagementbereiten an, dass sie nicht wissen, wie sie sich engagieren können. Viele Befragte sehen sich den Umfrageergebnissen zufolge aber auch nicht in der Verantwortung: Jede fünfte Person unter den Befragten, die sich nicht in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen, sagt, es sei Aufgabe des Staates, sich um Flüchtlinge zu kümmern. Bei den Engagementbereiten sind dies 13 Prozent.