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Missbrauch

Betroffene: Bischof Meister sollte Konsequenzen ziehen



Osnabrück (epd). Eine Betroffene von sexueller Gewalt in der evangelischen Kirche wirft dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister schwere Versäumnisse bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen vor. „Ich würde einen Rücktritt von Bischof Meister für wichtig und richtig halten“, sagte die unter dem Pseudonym Lisa Meyer auftretende Frau dem Evangelischen Pressedienst (epd). Meyer hat sich viele Jahre für die Aufklärung von Missbrauchsfällen aus den 1970er Jahren in der evangelischen Kirchengemeinde Oesede bei Osnabrück eingesetzt.

Sie sagte, die inzwischen erfolgte wissenschaftliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle von Oesede habe nachweislich schwere Versäumnisse, Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen, Verschleppung und Vertuschung sowie defizitäre Arbeitsbedingungen in der Ansprechstelle für Opfer sexualisierter Gewalt in der hannoverschen Landeskirche dokumentiert. Das alles gehe auch auf das Konto des seit 2011 amtierenden Landesbischofs Meister. „Wenn nicht jetzt, wann dann sollten personelle Konsequenzen folgen?“, fragte Meyer. Im Sinne einer konsequenten Verantwortungsübernahme müssten sowohl die Landeskirche als auch der Landesbischof jetzt ein deutliches Zeichen setzen.

Opfer wurde 1973 und 1974 mehrfach missbraucht

Lisa Meyer war in den Jahren 1973 und 1974 als Elfjährige von einem angehenden Diakon der Kirchengemeinde Oesede mehrfach schwer missbraucht worden. Der Fall wurde zunächst vertuscht. Eine systematische Aufarbeitung begann erst 2021 und mündete in eine vor zwei Wochen veröffentlichte Studie, die weitere sexuelle Übergriffe des Diakons an mindestens sieben Betroffenen aufdeckte.

Meyer sagte: „Es müssen jetzt klare Standards entwickelt werden, wie Aufarbeitungsprozesse vor Ort gestaltet werden sollen.“ Zudem forderte sie einen Perspektivwechsel „weg vom Schutz der Institution und hin zu den Betroffenen“ sowie ein unabhängiges Gremium, das die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in der hannoverschen Landeskirche kontrolliert.

Bei der Erarbeitung von Konzepten sollten Betroffene und Kirchengemeinden unbedingt einbezogen werden, betonte Meyer. Es müsse Supervisionen und nach jedem Fall eine Evaluation geben. Bei der Aufarbeitung ihres Falles 2021 habe all das gefehlt. Sie habe die beteiligten Theologen vor Ort als überfordert und hilflos erlebt. Die Landeskirche habe sich jedoch nach ihrem Eindruck immer damit gebrüstet, sie sei in puncto Aufarbeitung ganz vorn mit dabei. „Gemessen an dem Image, das sie sich selbst gegeben hat, klafft da eine Riesenlücke“, sagte Meyer.

Martina Schwager


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