Berlin (epd). Deutsche Privathaushalte haben im vergangenen Jahr knapp fünf Milliarden Euro gespendet. Das seien rund 700 Millionen Euro beziehungsweise zwölf Prozent weniger als 2022, hieß es am 9. Februar in Berlin bei der Vorstellung der „Bilanz des Helfens“ 2023 des Deutschen Spendenrats. Die Spendeneinnahmen entsprächen zwar in etwa denen der guten Spendenjahre 2017 und 2019. Der Spendenrückgang im Vergleich zu 2019 liege bei drei Prozent. Der erneute Rückgang bei der Zahl der Spendenden gebe jedoch Anlass zur Sorge.
Rund 17 Millionen Menschen hätten 2023 mindestens einmal Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet, hieß es. Die Spenderzahl sei damit im Vergleich zu 2022 um rund 1,7 Millionen Menschen beziehungsweise neun Prozent gesunken. Spendenrats-Geschäftsführer Martin Wulff sprach dennoch von beeindruckenden Zahlen. Die Deutschen hätten sich auch im vergangenen Jahr trotz Inflation und Krisen „überaus solidarisch“ gezeigt, sagte er.
Für die Spendenbilanz wurden laut Spendenrat Angaben von rund 10.000 Menschen ausgewertet. Die Zahlen seien repräsentativ für die rund 66 Millionen deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ab einem Alter von zehn Jahren, hieß es. Nicht berücksichtigt worden seien Erbschaften und Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien und Organisationen sowie gerichtlich veranlasste Geldzuwendungen, Stiftungsneugründungen und Großspenden über 2.500 Euro.
Die Spendeneinnahmen seien vor allem in der Not- und Katastrophenhilfe zurückgegangen, die in den beiden Vorjahren starke Zugewinne verzeichnet habe, hieß es. Mit 929 Millionen Euro seien die Einnahmen in diesem Bereich aber immer noch sehr hoch gewesen. 2019 waren in der Not- und Katastrophenhilfe nur rund 576 Millionen Euro zusammengekommen. Insgesamt verstetige sich das Spendenniveau in Deutschland auf dem langjährigen Durchschnitt außerhalb von „Katastrophenjahren“. Spenden für kirchliche und religiöse Zwecke seien 2023 gegenüber 2022 um zwei Prozent auf rund 763 Millionen Euro gesunken.
Zu den Ausnahmejahren habe 2022 gehört, hieß es. Damals seien allein im März nach Beginn des Ukraine-Kriegs rund 912 Millionen Euro gespendet worden. Im März 2023 seien es im Vergleich zum Vorjahresmonat mit rund 369 Millionen Euro 60 Prozent weniger gewesen. Im März 2021 wurden der Bilanz zufolge 357 Millionen Euro gespendet. Die Spendeneinnahmen für Flüchtlinge hätten 2023 mit 459 Millionen Euro immer noch höher gelegen als in den Jahren 2019 bis 2021, seien jedoch gegenüber 2022 um 60 Prozent gesunken. Im Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine waren laut Bilanz gut 1,1 Milliarden Euro für Flüchtlinge gespendet worden.
Nach wie vor spendet der Bilanz zufolge die Generation „60 plus“ am meisten. Ihr Anteil am Gesamtvolumen habe 2023 unverändert bei 61 Prozent gelegen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen hätten die Menschen im vierten Jahr in Folge rund eine Milliarde Euro gespendet. In Bayern hingegen seien die Spendeneinnahmen um 18 Prozent auf rund 837 Millionen, in Baden-Württemberg um 15 Prozent auf rund 832 Millionen und in Norddeutschland um 23 Prozent auf rund 801 Millionen Euro zurückgegangen.