Karlsruhe (epd). Olivia liebt es, Pferde zu streicheln. Dass die 20-Jährige die Gelegenheit zum Tierkontakt bekam, verdankt sie dem ambulanten Kinderhospizdienst des Diakonischen Werks Karlsruhe. Ein Mal pro Woche kommt eine Mitarbeiterin des Diensts und unternimmt Ausflüge mit der schwerbehinderten jungen Frau.
Für Olivias Mutter, Edeltraut Blettinger, sind diese Stunden eine wertvolle Auszeit, in der sie Kraft tanken kann. Die Mutter von drei Kindern pflegt, füttert und beschäftigt ihre Tochter allein. Den Tipp mit dem Kinderhospizdienst erhielt sie vor einigen Jahren vom Sozialdienst im Krankenhaus. „Ich war überfordert“, sagte Blettinger dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der „Tag der Kinderhospizarbeit“, der jährlich am 10. Februar stattfindet, macht auf die Arbeit der bundesweit 21 stationären und 163 ambulanten Kinder- und Jugendhospize aufmerksam. Eingeführt hat ihn vor 20 Jahren der Deutsche Kinderhospizverein in Olpe in Nordrhein-Westfalen.
„Wir verstehen die Kinder- und Jugendhospizarbeit als ein Zusammenstehen, ein Zusammenhalten, ein Füreinander-da-sein mit den betroffenen jungen Menschen und ihren Familien, mit den haupt- und ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendhospizarbeit Tätigen, mit Interessierten“, teilt der Vorstand des Vereins, Marcel Globisch, mit.
Anliegen des Vereins ist es, junge Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung und deren Familien ab der Diagnose über den Tod der Kinder hinaus zu begleiten. Dazu engagiert sich der Verein nach eigenen Angaben in sechs Bereichen: der Begleitung zu Hause, der Bildungsarbeit, in politischer Interessensvertretung, der Förderung des Ehrenamtes, der Stärkung der Selbsthilfe und in der Öffentlichkeitsarbeit.
Anders als der Name nahelegt, macht der Kinderhospizdienst nicht nur Sterbebegleitung. Er ist auch für Schwerkranke da. „Ich kann nur allen Eltern raten, sich dort Hilfe zu holen“, sagte Blettinger. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Diensts nehmen sich Zeit, auch für Mutter Blettinger. „Mir wurden Ängste genommen. Ich muss nicht perfekt funktionieren“, weiß sie jetzt.
Wenn ein Kind eine lebensverkürzende Diagnose erhält, sitzt der Schock in den Familien tief. „Uns geht es darum, das Schöne ins Unheimliche des Lebens zu bringen“, beschreibt die Koordinatorin des ambulanten Kinderhospizdienstes im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, Yvonne Kaul, ihre Arbeit. Das Kind stehe im Mittelpunkt und bestimme, was in der betreuten Zeit passiert.
„Wir bieten einen geschützten Rahmen, in dem über Krankheit, Tod und Sterben gesprochen werden darf, aber nicht muss“, sagte sie mit Blick auf Geschwisterkinder. „Geschwister spüren den Abschied und sie fühlen das Leiden der Eltern“, betont Kaul. Auch sie erhalten Hilfe vom Kinderhospizdienst.