München (epd). Die Münchner Behörden weisen derzeit in der Stadt 550 Menschen ohne Unterkunft aus. Das sind jene Personen, erklärt Richard Schlickenrieder vom Amt für Wohnen und Migration, die trotz zahlreicher Hilfs- und Übernachtungsangebote im Freien schlafen - und das auch im Winter. Die Gründe für diese Wahl seien vielfältig. „Oft stehen psychische Erkrankungen dahinter“, sagt er. Das könne bei manchen Menschen Platzangst sein, sodass sie es in geschlossenen Räumen nicht aushielten, oder auch schlechte Erfahrungen, die sie mit Hilfsangeboten gemacht hätten.
Obdachlose könne als der Inbegriff von Armut gelten. Doch die Menschen auf der Straße sind nur ein kleiner, sichtbarer Teil jener Gruppe, die auf Wohnungsunterstützung angewiesen ist. Insgesamt 10.851 Wohnungslose zählte die Münchner Statistik im September 2023. Wohnungslose haben keine Mietverträge, aber ein Dach über dem Kopf. Das bedeutet, sie schlafen und wohnen in den von der Stadt bereitgestellten Unterkünften. „Drastisch auffällig im Zusammenhang mit dem Mangel an bezahlbaren Wohnraum“ sei dabei die zunehmend längere Verweildauer in diesen Unterkünften, schreibt das Wohnungsamt. Es dauere immer länger, bis Wohnungslose wieder eine eigene Wohnung beziehen könnten.
Auch die Zahl der Menschen, die in Hotels, Pensionen, Notquartieren und Akut-Unterkünften der Wohlfahrtsverbände untergebracht werden, hat sich nach den Angaben von 1.866 Personen im Jahr 2006 auf 4.952 Personen im Jahr 2023 (September) stark erhöht. Hinzu kommen seit Beginn des Krieges in der Ukraine die von dort Geflüchteten. Derzeit leben nach den Angaben 1.908 Ukrainer in Leichtbauhallen.
Eine andere Gruppe ist die der obdachlosen Arbeitsemigranten aus Osteuropa. Die Menschen aus der Slowakei oder Rumänien nächtigen oft im Freien in der Innenstadt. „Sie wollen nicht in den Übernachtungsschutz, aus welchen Gründen auch immer“, sagt Schlickenrieder. Sie werden von verschiedenen Beratungsstellen betreut, darunter „Bildung statt Betteln“ der Caritas.
Das Münchner Hilfsangebot für Obdachlose und Wohnungslose ist breit gefächert und reicht von den städtischen Notunterkünften über das Katholische Männerwohnheim, der „Psychiatrischen Akutversorgung Geflüchteter in Unterkünften“ über das Projekt „Lebensplätze“ für langjährig obdachlose ältere Frauen bis hin zur Bahnhofsmission, die ebenfalls Schlafplätze für Frauen anbietet.
In der bayerischen Landeshauptstadt existiert ein Netz von Essensangeboten: 25 Orte können die Obdachlosen für ein warmes Essen aufsuchen. „In München muss niemand hungern“, sagt Richard Schlickenrieder.