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Suchtexperte sieht im Cannabis-Gesetz "großen Fortschritt"




Heino Stöver
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Frankfurt a. M. (epd). Der Frankfurter Suchtforscher Heino Stöver hat das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis begrüßt. „Das Gesetz ist ein großer Fortschritt, weil der Erwerb und Besitz und der Eigenanbau bei einer Menge von 50 Gramm straffrei gestellt wird“, sagte der Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences. Es werde zu einer deutlichen Entlastung von Cannabis-Konsumentinnen und -Konsumenten führen. „Sie konnten jahrzehntelang nur heimlich das auf dem Schwarzmarkt erworbene Cannabis verbrauchen. Hunderttausende von Strafverfahren werden endlich eingestellt“, erwartet der Experte.

Die Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP hatten sich am 27. November abschließend über das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis verständigt. Es wird derzeit im Bundestag beraten und soll im kommenden Jahr in Kraft treten.

„Der Jugendschutz wird sehr ernst genommen“

Stöver hält es für richtig, dass mit dem neuen Gesetz nicht nur der Eigenanbau, sondern auch der gemeinschaftliche Anbau in Vereinen, den sogenannten Cannabis-Clubs, erlaubt wird. Dies werde unter ökologischen Anbaubedingungen geschehen. Das bedeute, dass das so gewonnene Cannabis nicht mehr mit Pestiziden oder anderen Giftstoffen verunreinigt sein werde. „Auch werden Konsumentinnen und Konsumenten nicht mehr durch synthetische Cannabinoide gesundheitlich gefährdet“, sagte Stöver.

Der Direktor des Instituts für Suchtforschung Frankfurt begrüßte, dass im Gesetz „der Kinder- und Jugendschutz sehr ernst genommen wird“. Allerdings werde es darauf ankommen, wie Jugendschutzmaßnahmen in die Praxis umgesetzt werden könnten. Die Präventionsbeauftragten in den Anbauvereinen hätten da eine wichtige Rolle, „aber das muss sich in der Praxis finden“.

Mit der Liberalisierung könne sich die deutsche Cannabis-Politik sehen lassen. „Im europäischen Vergleich sind wir jetzt am weitesten“, lobte Stöver. Als negatives Beispiel nannte er Frankreich. Der französische Nachbar habe mit seinen Repressionen die größten Probleme und den höchsten Konsum.

Stöver empfahl der Bundesregierung als nächsten Schritt die Entkriminalisierung der Konsumenten von Heroin, Amphetaminen und Stimulantien wie Kokain oder Crack. „Hier bekommen noch zigtausende Menschen wegen ihres Konsums Haftstrafen, die das Problem eher verschärfen“, kritisierte der Drogenexperte.

Markus Jantzer


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