Berlin (epd). Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) hat die Initiative im Bundesrat begrüßt, doch noch die Widerspruchslösung bei Organspenden einzuführen. Die Länder Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen brachten am 24. November in Berlin einen Entschließungsantrag ein, über den der Bundesrat nun beraten wird. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, einen Gesetzentwurf zur Widerspruchslösung in den Bundestag einzubringen.
Im Fall der Widerspruchslösung ist grundsätzlich jeder Mensch Organspender, es sei denn, er oder sie hat einer Organentnahme zu Lebzeiten widersprochen - oder die Angehörigen widersprechen der Entnahme nach dem Tod. In Deutschland können nur dann Organe entnommen werden, wenn der Verstorbene einen Organspendeausweis hat oder die Angehörigen nach seinem Tod zustimmen.
„Im Bundestag hat es schon mehrfach Anläufe hierzu gegeben, immer ohne Erfolg. Mit dem Rückenwind des Bundesrates könnte es jetzt gelingen eine Lösung zu erreichen, die endlich die Situation der Organspende verbessert und damit letztendlich den Menschen dient“, sagte der Medizinische Vorstand der Stiftung, Axel Rahmel, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Widerspruchslösung sei ein klares Zeichen der Solidarität, dass eine Gesellschaft hinter der Organspende steht. „Das würde auch im Einklang zu den Ergebnissen von Umfragen stehen, in denen sich regelmäßig 80 Prozent der Befragten positiv zur Organspende äußern. Die persönliche Freiheit jedes Einzelnen bleibt gewahrt, weil jeder Mensch ohne Begründung einer Organspende widersprechen kann.“
Die Gesundheitsminister Nordrhein-Westfalens, Karl-Josef Laumann (CDU) und Baden-Württembergs, Manfred Lucha (Grüne), erklärten übereinstimmend, alle bisherigen Anstrengungen für mehr Organspenden seien gescheitert. Seit zehn Jahren habe sich die Zahl der Spenderorgane nicht erhöht. Deshalb müsse die Debatte wieder angestoßen werden. Zuletzt hatte der Bundestag Anfang 2020 eine Widerspruchslösung klar abgelehnt.
In Deutschland warten rund 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan. In diesem Jahr gab es nach Angaben der Stiftung Organtransplantation bisher 788 Organspenderinnen und -spender. Obwohl rund 80 Prozent der Bevölkerung in Umfragen angeben, dass sie für eine Organspende seien, haben nur 20 Prozent einen Spenderausweis.