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Obdachlose: Positive Zwischenbilanz für Modellprojekt "Housing First"



Ein gutes Jahr nach Projektbeginn zieht "Housing First Hamburg" eine positive Bilanz. 19 wohnungslose Menschen sind bisher in eine eigene Wohnung gezogen und nehmen das parallele Beratungsangebot wahr.

Hamburg (epd). Das Modellprojekt „Housing First Hamburg“ für wohnungslose Menschen funktioniert. Diese positive Zwischenbilanz zog der Trägerverbund aus Diakonie Hamburg, Benno und Inge Behrens-Stiftung und evangelischem Kirchenkreis Hamburg-Ost am 16. November und damit ein gutes Jahr nach Projektstart. 19 Menschen seien bereits in eine eigene Wohnung gezogen, erklärte Projektleiterin Nina Behlau. Im Dezember werde eine weitere Wohnung bezogen.

Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg, die das Modellprojekt finanziert, dem Hilfesystem und anderen Beteiligten laufe gut. „Es ist beeindruckend, was alles möglich ist, wenn viele an einem Strang ziehen“, sagte Behlau.

Begleitende Angebote werden gut angenommen

Sie sei überrascht, wie schnell sich bei den Nutzerinnen und Nutzern Veränderungen einstellen. Positiv sei zudem, dass die Menschen auch die begleitenden und freiwilligen Unterstützungsangebote schnell und selbstständig einfordern. „Sei es bei Gesundheitsfragen, Begleitung zum Jobcenter oder dem Einrichten der Wohnung.“

Wenn eine neue Wohnung zur Verfügung steht, werde das niedrigschwellige Hilfesystem (Tagesaufenthaltsstätten oder Straßensozialarbeitende) informiert. „Dann gibt es ein telefonisches Vorgespräch mit den Menschen, bei dem die Zugangsvoraussetzungen geklärt werden und dann wird ein persönliches Treffen vereinbart.“

Auf Wartelisten wird verzichtet

Zugangsvoraussetzungen für „Housing First Hamburg“ seien beispielsweise Langzeitobdachlosigkeit und es werde sichergestellt, dass keine Eigen- oder Fremdgefährdung besteht, erklärte die Projektleiterin. Bewusst gebe es für die Vergabe der Wohnungen keine Warteliste, erklärte Behlau.

Ein wesentlicher Bestandteil für das Gelingen von „Housing First“ sei die Kooperation mit der Wohnungswirtschaft. Das Hamburger Wohnungsunternehmen Theo Urbach habe bereits kurz nach Projektstart die erste Wohnung bereitgestellt, die im Dezember 2022 bezogen werden konnte. Das Projekt habe ihn sofort überzeugt, erklärt Geschäftsführer Matthias Urbach: „Zufällig haben wir schnell eine passende Wohnung frei gehabt.“

Vonovia hat 20 Wohnungen zugesagt

Mit einer Kooperationsvereinbarung beteiligt sich auch das Unternehmen Vonovia am Modellprojekt. Insgesamt seien verbindlich 20 Wohnungen in Hamburg zugesagt. Acht Wohnungen im Umland konnten schon bereitgestellt werden, sagte Regionalbereichsleiterin Anne Werner. Vonovia habe bereits gute Erfahrungen mit dem Ansatz „Housing First“ in Städten wie Bremen oder Stuttgart gemacht. „Wenn Housing First bei uns anfragt, können wir in der Regel nach nur wenigen Tagen eine geeignete Wohnung anbieten.“

Auch Uwe Lunk, Geschäftsführer der Behrens & Kaufmann KG, die zur beteiligten Benno und Inge Behrens-Stiftung gehört, sagte, dass sich die Mietverhältnisse innerhalb des Projekts nicht von anderen Mietverhältnissen unterscheiden. Die dezentrale Unterbringung habe große Vorteile, sodass es auch nicht mehr Auffälligkeiten gebe als anderswo. Lunk wies zudem auf die große Konkurrenz im Bereich der Singlewohnungen hin, die auch bei Auszubildenden oder Studierenden sehr gefragt seien.

Projekt ist nur ein Baustein gegen Obdachlosigkeit

Trotz der positiven Zwischenbilanz sei deutlich, dass „Housing First Hamburg“ nur ein Baustein in der Bekämpfung der Obdachlosigkeit in der Stadt ist, betonte Nina Behlau. „Doch die geplanten 30 Wohnungen lösen das Problem Obdachlosigkeit nicht nachhaltig.“ Dennoch freue sich die Projektleiterin, einen Beitrag leisten zu können, denn die Bedeutung dieser Wohnungen „für jeden einzelnen Menschen in unserem Projekt“ könne nicht hoch genug bewertet werden.

Das Modellprojekt „Housing First Hamburg“ ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Damit sollen gezielt Menschen erreicht werden, die seit langer Zeit ohne Wohnung sind und denen aufgrund ihrer unterschiedlichen Probleme bislang kein Wohnraum vermittelt werden konnte. Dazu zählen unter anderem psychische Erkrankungen, eine angegriffene Gesundheit, hoher Alkoholkonsum oder Drogensucht. In ihrer neuen Wohnung sollen sie sich zunächst erholen und dann in die Lage versetzt werden, Unterstützungsleistungen anzunehmen. Begleitende Angebote sollen helfen, dass sie ihren Alltag mittelfristig selbst strukturieren und möglicherweise auch eine Arbeit aufnehmen.

Kristina Tesch


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